Cyber-Kriminalität : Russischer DJ in Berliner Gefängnis: USA werfen dem Mann Geldwäsche in Millionenhöhe vor
Russisches Außenministerium protestiert scharf und fordert, den Mann nicht an die USA auszuliefern. Der Anwalt des 36-Jährigen ist von dessen Unschuld überzeugt und spricht von Identitätsdiebstahl.

Ein Amtshilfeersuchen der US-Behörden sorgt für einen internationalen Streit zwischen den USA, Russland und Deutschland, der an längst vergangene Zeiten des Kalten Krieges erinnert. Kern der Auseinandersetzung auf hoher Ebene ist die Verhaftung des aus Russland stammenden DJs Denis Kaznacheev am 29. Mai. Grund für die Verhaftung ist ein im US-Bundesstaat Maryland ausgestellter Haftbefehl. Dem 36-jährigen DJ werden darin Cyberbetrug und Geldwäsche in Millionenhöhe im Darknet vorgeworfen. Die USA wollen offenbar die Auslieferung des Mannes erreichen.
Die Polizei bestätigte dem Berliner KURIER am Samstag auf Anfrage die Verhaftung des Mannes, verwies für weitere Informationen aber an die US-Justizbehörden. Diese äußerten sich bislang nicht zu dem Fall. Aus Kreisen der Berliner Justiz hieß es, dass die mögliche Fluchtgefahr des Beschuldigten ausschlaggebend für dessen Inhaftierung gewesen sei. Ob und wann er an die USA ausgeliefert werde, sei derzeit noch unklar.
Rechtsanwalt ist von der Unschuld seines Mandanten überzeugt
Für den Rechtsanwalt von Denis Kaznacheev, Dr. Jonathan Burmeister, steht fest, dass der 36-Jährige unschuldig ist. Dass „die meinem Mandanten angelasteten Taten begangen worden sind, ist ja durchaus möglich“, so der Jurist zum KURIER. „Aber mein Mandant hat damit nicht das Geringste zu tun“. Er sei seit Jahren finanziell klamm und habe vergangenen Monat „nicht einmal gewusst,wie er die Miete bezahlen soll“. Dr. Burmeister vermutet daher, dass hier ein Identitätsdiebstahl vorliegt.
Mittlerweile hat der Fall auch die internationale Politik erreicht. Die russische Regierung teilte mit, man halte „eine mögliche Auslieferung des in Deutschland inhaftierten russischen DJs und Musikers Denis Kaznacheev an die USA für inakzeptabel und werde dies entschieden verhindern“. Das sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sputnik.
Russisches Aussenministerium wirft USA systematische Verfolgung von russischen Bürgern vor
Die Sprecherin fügte laut Sputnik hinzu, man gehe davon aus, dass man „in Berlin gesunden Menschenverstand zeigen und nicht weiter nach Washingtons Weisung handeln wird, das seit mehr als einem Jahr systematisch die extraterritoriale Auslegung von Rechtsnormen zur Verfolgung russischer Staatsbürger auf der ganzen Welt verwendet“.
Das ebenfalls vom russischen Staat finanzierte Nachrichtenportal RT News meldete zudem, das zuständige Berliner Kammergericht habe die Causa Kaznacheev einen „Einzelfall der grenzüberschreitenden strafrechtlichen Zusammenarbeit“ genannt. Eine Stellungnahme sei aus „grundsätzlichen Erwägungen“ nicht möglich.
Onlinepetiton und Techno-Party vor den Toren der Haftanstalt
Im Internet wurde mittlerweile eine Onlinepetition mit dem Namen „Justice for Denis“ ins Leben gerufen, die bis Samstagnachmittag von mehr als 20.000 Menschen unterschrieben wurde. Verantwortlich für besagte Petition ist eine Frau mit dem Namen Denise. Sie ist die Agenturchefin des Verhafteten und ebenfalls von der Unschuld ihres DJs überzeugt. In der Onlinepetiton zitiert sie ihren guten Freund mit den verzweifelten Worten: „Macht Krach! Ich bin unschuldig hier! Bitte holt mich hier raus! Ich brauche die Hilfe von Euch allen! Bitte helft mir!“
Auch die Berliner Techno-Gemeinde solidarisiert sich jetzt mit dem inhaftierten DJ. Für Sonntag wurde eine Kundgebung vor den Toren der Justizvollzugsanstalt Moabit ins Leben gerufen. Ab 14 Uhr wollen sich hier Freunde und Unterstützer des 36-Jährigen treffen und mit lauter Techno-Musik für seine Freilassung demonstrieren.