Wegen unterschlagener Autos und Corona-Betrug

Riesen-Razzia gegen Hehler und Betrüger auch in Berlin - darunter Männer des Al-Zein-Clans

Mit einer Razzia in vielen Städten vor allem in Nordrhein-Westfalen will die Polizei die Unterschlagung von Autos und Corona-Betrug durch kriminelle Mitglieder des Al-Zein-Clans aufklären.

Teilen
Polizisten führen bei der Razzia gegen den Al-Zein-Clan einen Mann in Solingen ab.
Polizisten führen bei der Razzia gegen den Al-Zein-Clan einen Mann in Solingen ab.dpa/Roberto Pfeil

Wo sind sie denn, die Autos? Das versucht die Polizei mit einer Großrazzia gegen mutmaßliche Hehler und Betrüger herauszubekommen, darunter Mitglieder des Al-Zein-Clans. Über 50 Beschuldigten wird unter anderem vorgeworfen, zahlreiche Autos unterschlagen zu haben. Dazu soll der Betrug mit Corona-Hilfen bewiesen werden. Mehrere hundert Polizisten schwärmten am frühen Mittwochmorgen aus, auch, um Haftbefehle zu vollstrecken.

Lesen Sie auch über das grausige Ende einer Verfolgungsjagd in Berlin >>

Nach dpa-Informationen handelt es sich bei zwei Hauptbeschuldigten um Mitglieder des Al-Zein-Clans. Nach aktuellem Stand der Ermittlungen sind neben diesen „Strippenziehern“ in diesem Verfahren drei weitere Tatverdächtige dem kriminellen Clan-Milieu zuzurechnen. Schwerpunkt der Durchsuchungen ist nach dpa-Informationen Nordrhein-Westfalen mit Razzien unter anderem in Solingen, Dortmund und Bochum. Einsätze gibt es aber auch in Berlin, Niedersachsen und Hessen. Das Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen hat die Federführung.

Die Beschuldigten sollen massenhaft geleaste Autos unterschlagen, mit neuen Kennzeichen versehen und dann verkauft haben. In einem zweiten Ermittlungskomplex geht es um Betrug mit Corona-Soforthilfen. Beide Verfahren sollen sich laut dpa anscheinend überschneiden. 

Al-Zein-Leute sollen Villa mit Geld vom Jobcenter gekauft haben

Der Al-Zein-Clan sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Zurzeit stehen Angehörige in Düsseldorf vor Gericht, deren Villa in Leverkusen mit Geldern vom Jobcenter bezahlt worden sein soll. Der Staatsanwalt hatte vor wenigen Tagen für den Clan-Chef eine Haftstrafe von sechs Jahren gefordert. Die Urteile sollen am 22. Dezember gesprochen werden.

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen geht seit einigen Jahren gezielt gegen kriminelle türkisch-arabische Familienclans vor. Der Hauptaktionsraum von Clankriminellen ist laut Landeskriminalamt das Ruhrgebiet. Die meisten Straftaten wurden laut „Lagebild Clankriminalität“ 2021 in Essen verzeichnet, gefolgt von Recklinghausen, Gelsenkirchen, Duisburg und Bochum.

Solingen: Polizisten stehen im Rahmen einer groß angelegten Razzia mit einer Ramme zum Öffnen verschlossener Türen vor einem Haus. 
Solingen: Polizisten stehen im Rahmen einer groß angelegten Razzia mit einer Ramme zum Öffnen verschlossener Türen vor einem Haus. dpa/Roberto Pfeil

Seit Beginn der Offensive gegen kriminelle Clans im Juli 2018 seien bei mehr als 2000 Razzien über 5000 Objekte kontrolliert und 3200 Strafanzeigen aufgenommen worden, hieß es bei der Vorstellung des Lagebilds im April.

Zehn Millionen Euro beschlagnahmte NRW 2021 bei Clans

Mit dem Begriff Clankriminalität bezeichnet die Polizei eine „sich aus ethnisch abgeschotteten Subkulturen heraus entwickelnde Kriminalität“. 2021 war die statistisch erfasste Clankriminalität im größten deutschen Bundesland dem Lagebild zufolge leicht rückläufig.

Die Zahl der erfassten Straftaten durch kriminelle Clanangehörige sank in Nordrhein-Westfalen um 5,8 Prozent auf 5460. Gleichzeitig wurde im vergangenen Jahr Vermögen im Wert von zehn Millionen Euro beschlagnahmt - 2020 waren es keine vier Millionen Euro. Jedes fünfte Ermittlungsverfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität habe 2021 Clan-Bezüge gehabt.