Knastärztin niedergestochen
Angestellte der Klinik haben Angst und fordern bessere Arbeitsbedingungen.

Der Patient attackierte die Ärztin mit einem Besteckmesser, fügte ihr Schnitt und Stichverletzungen im Gesicht zu. In dieser Klinik für psychisch kranke Straftäter kann es für Pflegekräfte und Ärzte schon gefährlich werden. In einem Brandbrief fordern einige Angestellte bessere Arbeitsbedingungen.
Die Attacke im Haftkrankenhaus im Olbendorfer Weg 70 ereignete sich bereits Mitte Februar auf der Station 7A. Der Patient lauerte der Ärztin auf. Als sie die Station betrat, fiel er über sie her, wie die Senatsverwaltung für Gesundheit bestätigt. Sprecherin Lena Högemann sagt: „Durch sofortiges Eingreifen des Personals konnte der Täter überwältigt werden. Der verletzten Mitarbeiterin wurde neben sofortiger ärztlicher Hilfe auch psychosoziale Unterstützung und Begleitung angeboten.“ Der Patient sei danach auf einer anderen Station untergebracht worden.
Brandbrief gegen die Krankenhausleitung
Krankenhausleiterin Dr. Silke Kielisch wollte sich auf Anfrage nicht weiter zu dem Vorfall äußern. Kurz nach der Tat hat jemand einen Brandbrief an alle Mitarbeiter geschickt. Er liegt auch dem KURIER vor. Der Absender kann nicht zurückverfolgt werden, das Schreiben ist vermutlich echt. Darin wird die Krankenhausleitung hart angegangen. Es habe weder eine öffentliche Stellungnahme noch einen Genesungswunsch für die betroffene Ärztin gegeben, heißt es darin. „Es wurde versucht, schweigend darüber hinweg zu sehen.“ Nach der Beschwerde einer anderen Ärztin sei es zur „Umkehrung der Schuldfrage“ durch die Klinikleitung gekommen.

Viele Mitarbeiter seien unzufrieden, wollten sich aus Furcht vor Konsequenzen nicht äußern, steht in dem Brandbrief. Von einem „Klima der Angst“ ist die Rede. Das Vorhaben, die Stationen zu verkleinern, sei nicht umgesetzt worden. Die Klinikleitung sei auf den Stationen zu wenig präsent, so ein weiterer Vorwurf. Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU, Tim Zeelen, nimmt Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) in die Pflicht: „Die Personalnot auf den Stationen ist hoch und das führt zu Spannungen.“