Prozess um Eierwürfe und kotverschmierte Türen

Balkon-Tyrann macht  Nachbarn das Leben zur Hölle

Jetzt steht das Clan-Mitglied mit dem Spitznamen „Tyson Ali“ zur Freude vieler Hausbewohner vor Gericht.

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Mit stolzer Brust: der Angeklagte Abdulkadir O. (37).<br><br>
Mit stolzer Brust: der Angeklagte Abdulkadir O. (37).

Pressefoto Wagner

Eierwürfe, Kot an der Tür, zerstochene Reifen: Abdulkadir O. (37) soll seinen Nachbarn das Leben zur Hölle gemacht haben. Mit breiter Brust kam er nun zum Prozess.

Seine Nachbarn haben die Nase gestrichen voll. Klaus-Dieter N. (69): „Er terrorisiert die ganze Hausgemeinschaft.“ Immer müsse man den Blick über die Schulter werfen. Rentner N.: „ Man kann nicht mehr gehen, ohne dass man guckt, wo er ist.“ Karla N. (62): „Ich schleiche auf leisen Sohlen durchs Haus, so schnell wie möglich an seiner Wohnungstür vorbei.“

Der Angeklagte in Aktion. Nachbarn fotografierten ihn beim Eierwurf.
Der Angeklagte in Aktion. Nachbarn fotografierten ihn beim Eierwurf.Privat

Abdulkadir O., Spitzname „Tyson Ali“ und über eine Schwester verwandt mit dem mächtigen Remmo-Clan, ist bei der Justiz seit Jahren bekannt – auf 28 Einträge im Zentralregister soll er es bereits gebracht haben. Nun lautet die Anklage auf Nachstellung, Nötigung, Sachbeschädigung, Körperverletzung. Um Vorfälle zwischen April 2018 und Juni 2019 geht es vor dem Amtsgericht. Betroffen Ehepaar N. und eine Frau (60).

Schikanen, Mobbing und asoziales Benehmen

Die Anklage: „Er wirkte regelmäßig zielgerichtet auf sie ein.“ Ein Alptraum, der das Leben vergiftet, krank macht. Die Betroffenen hätten „psychische und physischen Krankheits- und Belastungssymptomen“ gezeigt.   O. wohnt mit seiner Partnerin und mehreren Kindern im Erdgeschoss des Haus in der Falkenhagener Straße (Spandau) – es geriet als „Horror-Haus“ in die Schlagzeilen.

Schikanen, Mobbing, asoziales Benehmen – O. soll als unglaublicher Störenfried sein Unwesen getrieben haben. Klaus-Dieter N.: „Vor allem nachts.“ Objektive Beweise sind deshalb wohl rar. Kellerschlösser verklebt. Klingel aus der Halterung gerissen. Dann drei Auto-Reifen zerstochen. Elf Mal der Türspion demoliert.

Nachts war an Schlaf nicht zu denken

Widerlich: Wohnungstür mit Kot beschmiert. Rohe Eier flogen auf Balkone. Und O. habe die Nachbarn verfolgt. Klaus-Dieter N.: „Er stellte sich in den Weg. Einmal brüllte er mir derart ins Ohr, dass ich zum Arzt gehen musste.“ Nachts soll nicht an Schlaf zu denken gewesen sein: „Es wurde gegen Heizungsrohre geklopft.“

Warum passierte es? Klaus-Dieter N. mit Blick auf O.: „Da müssen Sie ihn fragen!“ Die Eheleute hatten sich 2017 einen Traum erfüllt: Eine 85 Quadratmeter große Eigentumswohnung. 2018 zog O. zu seiner Lebensgefährtin. Vorbei war es mit der Ruhe: „Wir haben über 80 Anzeigen erstattet.“

Am ersten Prozesstag blieb O. stumm. Doch er will sich wohl als Opfer präsentieren: Seine Anwälte zeigten Fotos: „Reißzwecken vor seiner Tür, zerstörtes Kinderspielzeug.“ Fortsetzung: 27. November.