Er tat es für seine Mutter!

Prozess: Freundlicher Berliner Presseamt-Mann spionierte für Ägypten

Der 66-Jährige war Mitarbeiter des Bundespresseamts und gab Informationen über Demos und Muslimbrüder weiter.

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Der Angeklagte, Amin K. (66), sitzt vor Gericht.<br><br>
Der Angeklagte, Amin K. (66), sitzt vor Gericht.

Pressefoto Wagner

Der Spion, der täglich freundlich als Angestellter ins Amt kam: Als Mitarbeiter des Bundespresseamts soll Amin K. (66) für Ägypten spioniert haben.

Der mutmaßliche Agent sitzt nun zerknirscht vor Gericht. Er soll dem ägyptischen Auslandsgeheimdienst „General Intelligence Service“ (GIS) Informationen zugespielt haben – fast zehn Jahre lang und mit verschiedenen Führungsoffizieren. Die seien jeweils als Botschaftsrat an der Botschaft der Arabischen Republik Ägypten in Berlin akkreditiert gewesen.

Amin K., ein deutscher Staatsbürger ägyptischer Herkunft, war seit April 1999 im Besucherdienst des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung tätig.

Er versuchte vergeblich, eine Quelle anzuwerben

Seit 2010 ein Spion, der nicht auffiel. Einer, der auch noch das ist, was man eine „graue Maus“ nennt. Er habe immer wieder für GIS-Mitarbeiter eine „Medienauswertung in Hinblick auf die deutsche Innen- und Außenpolitik sowie die allgemeine Nachrichtenlage mit Ägyptenbezug“ durchgeführt.

2014 und 2015 soll er versucht haben, eine Quelle anzuwerben: Es habe sich um einen Übersetzer im Sprachendienst des Deutschen Bundestags gehandelt. Anders als K. hatte der Mann grundsätzlich Zugang zu Verschlusssachen. Doch er ließ sich nicht locken.

Enttarnt und beurlaubt – bei vollen Bezügen

Presseberichte über eine Demo, über die Festnahme zweier Jugendlicher in Ägypten oder über die Gruppierung der Muslimbruderschaft soll er weitergeleitet haben. Bis ihn Verfassungsschützer enttarnten. K. wurde Ende 2019 beurlaubt – bei vollen Bezügen bis zur Rente.

Fürs Spionieren floss wohl kein Geld. K. habe sich Vorteile erhofft bei ägyptischen Behörden, wie etwa beim Durchsetzen ägyptischer Pensionsansprüche seiner Mutter. Und um Ansehen sei es ihm gegangen: „Er genoss die Wertschätzung durch Angehörige der ägyptischen Botschaft.“ Heute will er gestehen. Dann könnte er mit einer Bewährungsstrafe davonkommen.