Der Angeklagte am Montag vor Gericht.
Der Angeklagte am Montag vor Gericht. Foto: Pressefoto Wagner

Plötzlich stellte ein Räuber seinen Fuß in die Tür: Eva B. (81) wollte gerade ihre Wohnung aufschließen, als der Gangster angriff.

Sie saß dem mutmaßlichen Täter nun im Gericht gegenüber: Thomas L. (56). Mehrfach vorbestraft, darunter wegen versuchten Totschlags. Hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser – „zuletzt als Pizza-Fahrer und Friedhofsgärtner“. Eine Wohnung hatte er nicht.

Seit 28. November sitzt er in U-Haft. Festgenommen unmittelbar vor dem Wohnhaus von Eva B. in Reinickendorf. Sie hatte bei dem Überfall kurz zuvor die Nerven behalten und in einem unbeobachteten Moment die Polizei angerufen. Eva B. (Name geändert): „Er war so auf meine Tasche fixiert, da nahm ich das Telefon.“

Als sie aufschließen wollte, kam er von hinten

Es war 13.20 Uhr, als die Rentnerin am 28. November vom Einkauf kam. Eva B.: „Ich war auch noch zur Bank, um 1000 Euro abzuheben.“ Sie war wie immer umsichtig. Die Scheine verstaute sie zur Vorsicht nicht in einer versteckten Innentasche. Die Rentnerin ist überzeugt: „Als ich bei der Bank war, muss er mich beobachtet haben.“

Der Fremde verfolgte sie heimlich, stieg dann mit ihr in den Fahrstuhl. Sie dachte sich nichts dabei: „48 Wohnungen befinden sich im Haus.“ Sie musste in die siebte Etage. Eva B.: „Als ich aufschließen wollte, kam er von hinten, stellte den Fuß in die Tür, schob mich in den Flur.“ Sie wollte sich wehren - „er schlug mich und zog mir an den Haaren.“

Der Gangster zerrte sie zum Wohnzimmer. Eva B. in Todesangst: „Er schloss die Tür ab. Ich dachte, jetzt ist es aus.“ Er fläzte sich auf die Couch, trank Bier, rauchte ein Zigarillo – und langte nach ihrer Handtasche.

Prelllungen, Kratzspuren und ein Stück von einem Zahn war abgebrochen

Die taffe Rentnerin behielt ihn im Auge: „Er schien mir nicht ganz klar zu sein.“ Sie griff schließlich zum Telefon. Eva B.: „Als ihm bewusst wurde, dass die Polizei kommt, nahm er ein Etui aus meiner Tasche und rannte weg.“ Sie sah dann vom Fenster aus, wie ein Mann abgeführt wurde. Sie erlitt Prelllungen, Kratzspuren und ein Stück von einem Zahn war abgebrochen.

Thomas L., 2005 zu sechseinhalb Jahren Knast verurteilt, bestritt den miesen Überfall: „Das ist alles ein Missverständnis! Ich war nicht in der Wohnung der Frau.“ Er habe an dem Tag so gefroren. Als er eine offene Tür sah, sei er einfach in den Hausflur. L.: „Habe mich auf die Treppe gesetzt und Bier getrunken.“ Und wie kam das Etui der Seniorin in seine Tasche? L.: „Habe ich auf dem Bürgersteig gefunden.“ Fortsetzung: Donnerstag.