Die Brüder Arafat (li.) und Rommel Abou-Chaker im Gerichtsgebäude. Rommel scheint Cola light zu bevorzugen. 
Die Brüder Arafat (li.) und Rommel Abou-Chaker im Gerichtsgebäude. Rommel scheint Cola light zu bevorzugen.  Foto: Pressefoto/Olaf Wagner

Moabit Rapper Bushido (42) stand bereit für seine weitere Zeugen-Aussage gegen Clan-Chef Arafat Abou-Chaker (44). Doch dessen Anwälte wollen den Prozess zur Strecke bringen.

Die Verteidiger zogen alle Register: „Verfahren sofort einstellen oder hilfsweise aussetzen.“ Sie reagieren damit auf das, was in der zweiwöchigen Prozess-Pause passiert ist: Großrazzia beim Clan-Boss. Dabei seien auch Notizen abgelichtet worden, die sich Abou-Chaker im laufenden Prozess gemacht habe. Das sei Verteidigungs-Material, ein Tabu für die Ermittler – „die Situation ist nicht reparabel“.

300 Polizisten und Steuerfahnder waren im Einsatz, durchsuchten 18 Objekte, darunter ein 17 000 Quadratmeter großes Villen-Grundstück im brandenburgischen Kleinmachnow. Das hatten sich der Clan-Boss und der Rapper zugelegt, als sie noch beste Freunde schienen. Heute bewohnt Abou-Chaker eine Villa, die des Rappers daneben steht leer.

Grundstück und Villa von Arafat Abou-Chaker im teuren Kleinmachnow.
Grundstück und Villa von Arafat Abou-Chaker im teuren Kleinmachnow. Foto:  imago images/Eibner

Seit drei Jahren sind sie erbitterte Feinde. Anis „Bushido“ Ferchichi hatte im Herbst 2017 die geschäftliche Trennung verkündete. Die soll der Clan-Chef nicht akzeptiert, Millionen vom Rapper verlangt haben. Bushido sei beschimpft, eingesperrt, bedroht, mit Stuhl und Wasserflasche attackiert worden. Neben dem Clan-Chef müssen sich drei seiner Brüder verantworten: Yasser Abou-Chaker (39), Nasser (49) und Rommel (42).

Nun Vorwürfe der Verteidiger rund um die Razzia. Warum waren Kamerateams vor der Villa, als die Polizei anrückte? Kam es zu einem Verrat von Dienstgeheimnissen? Warum hatten Steuerfahnder einen Schlüssel für die Villa von Bushido?

Rapper Bushido wurde im Gericht nur kurz befragt.
Rapper Bushido wurde im Gericht nur kurz befragt. Foto:  Pressefoto Wagner

Der Rapper wurde nun kurz befragt. Bushido: „Ich wurde im Vorfeld nicht informiert.“ Allerdings habe sich ein Steuerfahnder einige Tage vor der Razzia bei ihm gemeldet.

Der Rapper: „Ob ich freiwillig einer Inaugenscheinnahme meiner Villa zustimmen würde, fragte er per Mail. Ich brachte dann Schlüssel und Toröffner zur Steuerfahndung.“ Aber worum es konkret ging und wann etwas laufen sollte, habe man ihm nicht gesagt. Auch gegen ihn gebe es ein Steuerstrafverfahren.

Das Gericht will nun erst die Fragen zur Razzia klären. Offen bleibt: Platzt der Prozess? Fortsetzung: Montag. KE.