Gestern begann im Landgericht Berlin, Saal 537, der Prozess wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung.
Gestern begann im Landgericht Berlin, Saal 537, der Prozess wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung. Pressefoto Wagner

Als Kinder kickten sie gemeinsam auf dem Bolzplatz, wurden Freunde. Später heiratete einer die Schwester des anderen. Nun geht es um versuchten Mord aus Rache.

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Maskiert und mit einer Knarre in der Hand soll Serdar T. (36) seinem Schwager Ali K. (37) gefolgt sein. Kurz darauf fielen Schüsse. Die Anklage: „Unvermittelt mindestens zweimal in den Rücken.“ Es folgten sieben weitere Schüsse, drei trafen in Becken, Bauch, Bein.

Es geschah am Morgen des 14. Januar in Spandau – elf Tage zuvor war K. nach acht Ehejahren aus der Familienwohnung ausgezogen. Der Ankläger überzeugt: T. habe mit der Tat die Trennung von seiner Schwester rächen und die „Familienehre“ wiederherstellen wollen.

Serdar T.: „Ich bin die Person, die im Barnewitzer Weg Schüsse abgegeben hat. Ich bereue mein Handeln sehr.“

Serdar T. wurde kurz nach der Ballerei geschnappt – am Flughafen BER. Bei der Ausreisekontrolle am Flughafen in Schönefeld sei er festgenommen worden. Denn K. hatte noch am Tatort erklärt, dass er den Schützen erkannt habe.

Serdar T., der aus der Türkei stammt, nun mit einer kurzen Erklärung: „Ich bin die Person, die im Barnewitzer Weg Schüsse abgegeben hat. Ich bereue mein Handeln sehr.“ Weitere Angaben sollen am zweiten Prozesstag folgen.

Ali K. als erster Zeuge: Kurz ging der Blick zum Angeklagten – „wir kennen uns seit der sechsten Klasse, waren befreundet“. 2014 heiratete K. die Schwester seines Freundes. Das Paar bekam zwei Kinder. Doch dann wollte K. die Ehe nicht mehr fortsetzen – anders als die Frau. Er wollte nur noch wegen der Kinder reden, bestand auf Umgangsrecht.

Schwer verletzt nannte der Angeschossene Serdar T. als mutmaßlichen Schützen: „Ich kenne seinen Gang“

Zeuge K.: „Es kam zu Drohungen.“ Ein Onkel seiner Noch-Frau habe gedroht, die Kinder in die Türkei zu bringen. Dann sein Auszug Anfang Januar. Bei seinem Bruder kam er unter. K. hatte gerade das Haus verlassen und war auf dem Weg zur Arbeit, als der Schwager abdrückte.

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Schwer verletzt nannte er T. als mutmaßlichen Schützen: „Ich kenne seinen Gang.“ Ali K. sagte bei der Polizei auch, sein Noch-Schwager habe im Vorfeld angekündigt: „Du bringst mich in eine Situation, aus der ich nicht mehr herauskomme. Meine Familie macht mich verantwortlich, weil ich meine Schwester in deine Hand gegeben habe.“ Fortsetzung: 30. September.