Beim Prozess vor einem Jahr: Der Videoblogger Nikolai Nerling (rechts) steht neben seinem Rechtsanwalt Andreas Wölfel im Gerichtssaal.
Beim Prozess vor einem Jahr: Der Videoblogger Nikolai Nerling (rechts) steht neben seinem Rechtsanwalt Andreas Wölfel im Gerichtssaal. Riedl/dpa

Der selbsternannte „Volkslehrer“ ist wieder mit der Berliner Justiz in Konflikt geraten. Diesmal hat die Staatsanwaltschaft wegen des Vorwurfs des Betrugs mit Corona-Hilfen Anklage gegen den rechtsextremen Videoblogger Nikolai Nerling erhoben.

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Dumm gelaufen für Nerling. Auf „Querdenker“-Demos ging er in den letzten Jahren gegen die Corona-Politik der Regierung auf die Straße – und kassierte selbst ab. Dem 42-Jährigen wird Corona-Selbsthilfebetrug vorgeworfen. Er soll im April 2020 Soforthilfen beantragt und auch 9000 Euro bekommen haben, wie die Behörde erklärt. Dabei habe er aber falsche Angaben gemacht.

Nerling will sich zu den Betrugsvorwürfen nicht äußern 

So soll er behauptet haben, schon im Oktober 2018 ein Einzelunternehmen gegründet zu haben. Dies sei aber in Wirklichkeit erst ein Jahr später geschehen. Außerdem soll er angegeben haben, die Finanzhilfen für den laufenden Betrieb zu benötigen. Dies sei aber mutmaßlich nicht der Fall gewesen.

Dem Spiegel gegenüber erklärt Nerling, dass er sich „zu einem laufenden Verfahren nicht öffentlich äußern möchte“. Und fügt hinzu: „Ich bin auch gerne bereit, mich vor Gericht zu den Vorwürfen zu äußern, sollte es denn dazu kommen.“

Im vergangenen Jahr: „Volkslehrer“ wegen Volksverhetzung verurteilt

Über die Zulassung der Anklage entscheidet das Amtsgericht Berlin-Tiergarten. Nerling, ein früherer Lehrer, tritt in Videos als sogenannter Volkslehrer auf. Als Grundschullehrer flog er vor mehr als vier Jahren aus dem Dienst – weil er im Internet rechtsextrem unterwegs war. Er trat dann als „Der Volkslehrer“ in seinem YouTube-Kanal locker-dozierend auf.

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Im vergangenen Jahr wurde er unter anderem wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Hausfriedensbruchs zu einer neunmonatigen Haftstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe von 3000 Euro an die Amadeu-Antonio-Stiftung gegen Rassismus und Gewalt verurteilt. Nerling zeigte unter anderem den Hitlergruß und veröffentlichte ein Interview mit einer berüchtigten Holocaust-Leugnerin im Internet.