Musterstudent soll Fahrgast den Hals aufgeschlitzt haben. Jetzt steht er in Berlin vor Gericht
Aus Sicht der Staatsanwaltschaft geht es um versuchten Mord. Heimtückisch habe der Angeklagte das Opfer angegriffen.

Er studierte eifrig und erfolgreich, er konnte auf eine glänzende Karriere hoffen. Doch nun steht Moataz B. (26) vor Gericht. Er soll einem Mann an einer Bushaltestelle den Hals aufgeschlitzt haben.
Eine Horrorattacke – aus Sicht der Staatsanwaltschaft ein versuchter Mord. Heimtückisch habe B. das Opfer angegriffen – „er führte schnell seine Hand um dessen Hals herum und schnitt ihm mit einem Messer quer in den vorderen Halsbereich“.
Der Albtraum für Ben W. (27, Name geändert) in der Nacht zum 29. Juni gegen 1.30 Uhr. Er wartete an der Berliner Straße (Wilmersdorf) auf den nächsten Bus, als sich in der Dunkelheit ein Angreifer anschlich. Ben W. bemerkte die Gestalt nicht. Plötzlich die Messer-Attacke.
Moataz B. soll ein Küchenmesser gezogen haben. Ein wuchtiger Schnitt in den Hals des ihm völlig unbekannten Mannes. Wortlos soll es geschehen sein. 14 Zentimeter lang und vier Zentimeter tief die Wunde. Halsschlagader und Halsvene wurden freigelegt und nur um einen bis zwei Millimeter verfehlt, Halsmuskel und mehrere Sehnen durchtrennt.
Musterstudent studierte in Deutschland, um ein hervorragender Ingenieur zu werden
Ben W. reagierte, als er eine Berührung an seinem Hals bemerkte. Er stieß den Angreifer weg, stürzte dabei, bemerkte die stark blutende Verletzung, rappelte sich auf und rannte um sein Leben. Ein Fitnessstudio hatte glücklicherweise noch geöffnet. Er kam in ein Krankenhaus, wurde sofort notoperiert, blieb fünf Tage in der Klinik.
Den mutmaßlichen Täter hatte W. der Polizei gut beschreiben können. Kurz darauf wurde Moataz B. gefasst. Er wirkte verwirrt, wurde deshalb untersucht. Seit der Tat befindet er sich nicht in Untersuchungshaft, sondern im Krankenhaus des Maßregelvollzugs.
Moataz B. stammt aus Ägypten. Viele Jahre studierte er in Deutschland, um ein hervorragender Ingenieur zu werden. Zwei Tage vor der Tat soll er sein WG-Zimmer in Sachsen-Anhalt verlassen haben, um in sein Heimatland zu fliegen.
Im Gepäck des Musterstudenten ein Küchenmesser mit einer 12,5 Zentimeter langen Klinge
Er hatte ein Ticket nach Kairo gebucht und wohl in der Tasche, doch die Reise trat er nicht an. In Berlin soll er durch die Straßen gelaufen sein, in seinem Gepäck ein Küchenmesser mit einer 12,5 Zentimeter langen Klinge. Zufällig sei er schließlich an der Haltestelle auf Ben W. getroffen, der auf einen Nachtbus wartete.
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Im weißen Oberhemd saß der Student nun auf der Anklagebank. Statt einer Vorlesung hörte er die Vorwürfe – und hüllte sich am ersten Prozesstag in Schweigen.
Ein Gutachter diagnostizierte nach der Tat: B. leide an einer paranoiden Schizophrenie. Die Staatsanwältin: „Er beging die Tat in einer akuten psychotischen Phase. Er ist für die Allgemeinheit gefährlich.“ Sie strebt seine dauerhafte Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie an. Der Prozess geht Donnerstag weiter – das Opfer soll befragt werden.