Messer-Angriff auf Chefarzt Fritz von Weizsäcker: Killer will aussagen
Der Sohn des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker wird im November 2019 in Berlin mit einem Messerstich getötet. Der Angriff auf den renommierten Mediziner kommt wie aus dem Nichts und erschüttert Menschen in ganz Deutschland. Nun beginnt der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder.

Als Chefarzt Fritz von Weizsäcker seinen Vortrag fast beendet hatte, stürmte der Killer vor: Ein halbes Jahr nach dem Attentat auf den jüngsten Sohn des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker begann der Mordprozess. Für sieben Minuten.
Eine hagere Gestalt auf der Anklagebank hinter Panzerglas: Gregor S. (57). Ein Lagerist aus Andernach (Rheinland-Pfalz). Er galt als unscheinbarer Einzelgänger. Bis er sich für 20 Euro ein Klappmesser kaufte und in einen Zug stieg. Die Anklägerin: „Er verspürte seit längerem Hass auf die Familie von Weizsäcker.“
Mordmotiv: Hass auf die Familie
Ein unfassbares Verbrechen, das bundesweit für Entsetzen sorgte. Großer Andrang nun zum Prozess. Vier Nebenkläger gibt es, darunter zwei Kinder (14, 17) des Getöteten sowie seine Schwester Beatrice von Weizsäcker. Sie saß nun mit im Saal. Auch Polizist Ferrid B. (33), der privat bei dem Vortrag war, dem Arzt zu Hilfe eilte und schwer verletzt wurde, kam als Nebenkläger. Die Anklage lautet auf Mord an dem Arzt und Mordversuch an B.
Es war 18.50 Uhr, als sich Gregor S. am 19. November in der Schlosspark-Klinik (Charlottenburg) von seinem Platz erhob. Der Mann in schwarzer Jacke sprang zum Podium. Er rammte dem 59-jährigen Arzt, der ihm persönlich völlig fremd war, ein Klappmesser in den Hals.

Völlig haltlose Vorwürfe
Polizist Ferrid B. zögerte nicht: „Polizei, Messer weg!“ Er packte S. couragiert, verhinderte weitere Stiche gegen den Arzt. Fritz von Weizsäcker aber verstarb noch am Tatort.
War es wahnhafter Hass, der Gregor S. trieb? Davon geht die Anklage aus. Bei der Polizei gab er an, dass er Richard von Weizsäcker wegen dessen einstiger Tätigkeit (1962 bis 1966) im Chemiekonzern Boehringer Ingelheim hasse. Völlig haltlose Vorwürfe im Zusammenhang mit der Produktion des hochgiftigen Entlaubungsmittels „Agent Orange“ soll S. erhoben haben. Es wurde im Vietnamkrieg eingesetzt.

S. will Unterbringung in Psychiatrie verhindern
Als der Alt-Bundespräsident 2015 im Alter von 94 Jahren starb, soll Gregor S. dessen Kinder ins Visier genommen haben. Im Internet sei der Lagerist auf den Vortrag des Berliner Arztes gestoßen.
Der Anwalt der beiden jüngsten Kinder des Getöteten: „Sie haben ihren Vater von der einen Sekunde auf die andere verloren.“ Warum? Die Familie hofft auf sachliche Klärung. S. will wohl eine Unterbringung in der Psychiatrie verhindern. Am 26. Mai wird er aussagen.