Einsatzkräfte der Polizei vor dem Haus, im dem Homa Z. und ihre Tochter ermordet wurden. 
Einsatzkräfte der Polizei vor dem Haus, im dem Homa Z. und ihre Tochter ermordet wurden.  Foto: Eric Richard

Ein ganzer Kiez half bei der Suche nach dem unbekannten Killer, der eine Mutter und ihre Tochter in ihrer Wohnung in der Wörlitzer Straße in Marzahn getötet hatte (KURIER berichtete). Dazu gab es Mahnwachen und Hilfsangebote für den Ehemann und Vater der Opfer. Auch Ali H., der Nachbar der Familie, zeigte sich betroffen. Und lud kurz nach der Tat einen KURIER-Reporter zu sich ins Wohnzimmer ein, um zu sagen, was er zu dem Fall wisse. Jetzt sitzt Ali H. in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt: Er ist der gesuchte Killer.

Rückblick: Am Samstag, den 29. Februar, werden in einer Wohnung in Wörlitzer Straße zwei Leichen entdeckt. Bei ihnen handelt es sich um die aus Afghanistan stammende Homa Z. (✝38) und ihre Tochter Tajala (✝9). Gefunden wurden sie vom Ahmad Z., Ehemann und Vater der Familie. Er war gegen 17 Uhr von der Arbeit zurückgekehrt. Als der Mann die Wohnungstür aufschließen wollte, blockierte das Schloss wegen eines von innen steckenden Schlüssels. Da auf sein Klingeln niemand öffnete, bat er seinen Nachbarn Ali H. um Hilfe.

„Wir haben uns gegenseitig geholfen, wie Nachbarn das eben so machen“

„Wir haben uns immer wieder ausgeholfen, wie Nachbarn das eben so machen“, hatte der zweifache Familienvater H. dem KURIER-Reporter wenig später bei Tee und Gebäck in seinem Wohnzimmer erzählt. Dabei wirkte H. gefasst und abgeklärt. Da man habe die Tür auch gemeinsam nicht habe öffnen können, sei ein Schlüsseldienst gerufen worden. Nachdem dieser das Schloss aufgesperrt hatte, entdeckte Ahmad Z. die Leichen seiner Frau und seiner Tochter. „Er hat immer nur ’meine Tochter, meine Tochter’ geschrien“, so Ali H. im KURIER-Gespräch. Dann habe er Ahmad Z. geholfen, die Polizei zu rufen. Wenig später erklärte die Mordkommission die Wohnung zum Tatort und versiegelte sie. 

Da der Killer nach der Tat den Inhalt eines Feuerlöschers versprühte, gestaltete sich die Arbeit der Spurensicherer  zudem als schwierig. Daher wurde ein offizieller Zeugenaufruf gestartet. Auch Ali H. half mit. Auf seiner Facebook-Seite teilte er einen Aufruf, in dem unter der Überschrift „Wir trauern“ unter anderem steht: „Wer der Mörder oder die Mörderin ist und warum dieses Verbrechen sein sollten wissen wir noch nicht. Wir wissen aber, dass die unschuldige Mutter und ihr Kind ermordet wurden“. Es sei „eine nette und völlig normale Familie“ gewesen, hatte Ali H. dem KURIER gesagt. Auf die Frage, wer als Täter infrage kommen könnte, gab er damals keine konkrete Antwort, druckste herum und sprach von einem „seltsamen Verhalten von Ahmad, als er die Leichen seiner Familie entdeckte“. Für Polizei und Staatsanwaltschaft stand schnell fest, dass Ahmad Z. unschuldig ist.

Neunjähriges Kind wurde getötet, weil es den Mord an seiner Mutter gesehen hatte

Das Lügenkonstrukt von Ali H. stürzte erst am vergangenen Freitag in sich zusammen. Wie die Fahnder auf die Spur des Mannes kamen wurde bislang nicht mitgeteilt. Doch die Ermittler der vierten Mordkommission schlugen am Nachmittag im Bezirk Tiergarten zu und verhafteten den 32-Jährigen. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl wegen Mordes aus Habgier ausgestellt. Offenbar hatte H. einen größeren Geldbetrag in der Wohnung seiner Nachbarn vermutet und wollte diesen rauben. Dabei  habe er erst die Mutter, dann deren neunjährige Tochter getötet, „um seine Tat zu verdecken“, so die Staatsanwaltschaft. Jetzt sitzt der Killer hinter Gittern, ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.