Dreiste Gangster tarnten sich als Müllmänner
Kudamm: Geldtransporter überfallen +++ Das Augenzeugen-Video +++ Wachmänner verletzt, aber aus Klinik entlassen +++ Täter weiter auf der Flucht
Um 10 Uhr am Vormittag ging der Notruf ein. Als Mitarbeiter der Stadtreinigung verkleidet, erbeuteten flüchtige Täter am Freitag eine unbekannte Summe. Überfälle auf Geldtransporte häufen sich in Berlin.

Morgens um zehn am Kudamm haben sich am Freitag Szenen abgespielt wie in einem zweitklassigen Krimi. Als Mitarbeiter der Stadtreinigung verkleidete Diebe haben in leuchtend orangen Uniformen am helllichten Tage mitten auf dem Einkaufs-Boulevard einen blauen Geldtransporter der Firma Ziemann aufgehalten und mehrere Geldkassetten erbeutet. Hastig stopften sie Geld in einen weißen Bigpack-Sack, zerrten ihn zum Auto und verfrachteten ihn in den Kofferraum einer silbernen Limousine. Der Wagen, ein Audi S6, wurde später ausgebrannt in der Bessemer Straße in Schöneberg am Wareneingang eines Kaufland-Supermarkts gefunden. Videos, die in den sozialen Netzwerken kursieren, zeigen den Überfall.
Überfall auf Geldtransporter: Fluchtwagen ausgebrannt
Dort, wo sonst um diese Zeit Menschen beim Einkauf flanieren, dürfte im Corona-Lockdown zwar weniger als üblich los gewesen sein. Dennoch sitzt vor der Bankfiliale, so ist es auf einem der Videos zu sehen, während des Überfalls ein Mann mit einer blauen Decke über den Beinen, wohl in der Hoffnung auf ein paar Spenden-Euro. In unmittelbarer Nähe werden an diesem Freitagvormittag deutlich größere Summen bewegt. Wie viel die Täter erbeuteten, ist unklar.
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Bei einer Geldlieferung sitzt der Fahrer des Transporters üblicherweise im Auto. Als gegen zehn Uhr sein Kollege aus der Bank kam, muss der Diebestrupp ihm schon aufgelauert haben. Als er den Transporter öffnete, schlugen sie zu. „Ein mit mehreren Personen besetzter Audi A6 hielt zunächst gegen 10 Uhr auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Kurfürstendamms an. Als die Geldkassetten verladen waren, fuhr der Pkw vor, mindestens vier Täter stiegen aus und überwältigten die beiden Mitarbeiter", heißt es in der Polizeimeldung. Nach Informationen der Berliner Zeitung sprühten die Räuber einem Sicherheitsmitarbeiter dazu Pfefferspray ins Gesicht. Der Mann hatte zuvor offenbar keinen Verdacht geschöpft. Die Täter entwaffneten die Sicherheitsleute und wiesen einen Sicherheitsmitarbeiter an, sich auf den Boden zu legen und sich still zu verhalten. Der 37-Jährige und der 60-Jährige wurden später ambulant im Krankenhaus behandelt, konnten aber mittlerweile wieder entlassen werden.
Viel unter der Haube, wenig Platz im Kofferraum
Nach wenigen Augenblicken war der Spuk vorbei, die Kofferraumklappe des silbernen Audi ließ sich nicht richtig schließen, beobachteten Zeugen. Wieder einmal. Auch bei einem Überfall am Alexanderplatz mit anschließender Schießerei vor zwei Jahren kam es zu einem solchen Zwischenfall. Denn: Die oft gestohlenen Fluchtautos der Täter haben zwar viele PS, aber nur kleine Kofferräume. Die Täter flüchteten unerkannt. Der Audi wurde wenig später ausgebrannt in der Bessemerstraße in Schöneberg gefunden. „Hier haben sich die Hinweise verdichtet“, so eine Polizeisprecherin. Das Fahrzeug werde beschlagnahmt, untersucht und auf ein gesichertes Gelände gebracht.

Überfälle auf Geldtransporte häufen sich
Im vergangenen Jahr hatte es eine ganze Reihe von Überfällen auf Geldboten und Geldtransporter gegeben. Erst am 17. Dezember 2020 hatten bis zu drei Männer am Treptower Park Center einen Geldtransport überfallen, auch damals verwendeten die Täter Reizgas. Zwei Tage zuvor hatten drei Räuber einem Geldboten am Hintereingang des Ikea-Möbelhauses in Schöneberg aufgelauert und ihn mit Schusswaffen bedroht. Ein Verdächtiger in diesem Fall wurde Mitte Januar gefasst.
In allen Fällen prüfen die Ermittler, ob es Verbindungen zu kriminellen Mitgliedern arabischstämmiger Clans gibt – so wie es beim Überfall am Alexanderplatz der Fall war. Die Täter wurden damals alle gefasst. Auch im aktuellen Fall wird eine Verbindung geprüft. Erst am Donnerstag hatte es eine großangelegte Razzia im Berliner Clan-Milieu gegeben.
Kriminelle Clans leiden unter Geldnot
Nach Angaben der Polizei leiden die Clans unter Geldnot, nicht nur weil die ständigen Razzien Wirkung zeigen. Auch die Corona-Regeln sind schlecht für die kriminellen Geschäfte. So werden weniger Drogen verkauft, weil die Clubs geschlossen sind. Auch Shisha-Bars dürfen nicht öffnen, der lukrative Handel mit unversteuertem Shishatabak fällt weg. Neben dem Drogenhandel ist dieser aber eine große Einnahmequelle. Erst im November hatte der Zoll eine Lagerhalle in Buckow gestürmt, wo zehn Tonnen illegaler Tabak lagerten, der in den Bars nicht verbraucht worden war.