Kolumbiens mörderischer Kokain-König gefasst
„Otoniel“ war mehr als zehn Jahre auf der Flucht, wurde im Urwald festgenommen

Nach mehr als zehn Jahren auf der Flucht wurde er gefasst: Kolumbianische Sicherheitskräfte haben den meistgesuchten Drogenbaron des Landes in seinem Versteck im Dschungelbergland festgenommen. Soldaten führten Dairo Antonio Úsuga (50) in Handschellen den Medien vor. Ihm werden neben Drogenhandel auch Mord an Polizisten, Soldaten und Politikern, Erpressung, Entführung, Verschwörung und die Rekrutierung Minderjähriger vorgeworfen.
Präsident Iván Duque verglich die Festnahme von Úsuga mit der Ausschaltung von Pablo Escobar vor drei Jahrzehnten. Nach Úsuga, auch bekannt als Otoniel, war mehr als zehn Jahre lang gefahndet worden.
Úsuga ist das mutmaßliche Oberhaupt des gefürchteten Golf-Clans, dessen Mitglieder weite Teile Nordkolumbiens terrorisierte, um die Kontrolle über die wichtigsten Kokainschmuggelrouten durch den Dschungel nach Mittelamerika und in die USA zu erlangen.
Fünf Millionen Dollar Kopfgeld
Er stand auch in den USA seit langem auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher. Für Hinweise, die zu seiner Ergreifung führten, war eine Belohnung von fünf Millionen Dollar ausgesetzt. In Kolumbien betrug das Kopfgeld 700.000 Dollar
Die Behörden gaben an, die von den USA und Großbritannien bereitgestellten Informationen hätten zu Úsugas Versteck geführt, um das Sicherheitsleute in der Aktion „Osiris“ acht Ringe gebildet hätten. An dem Einsatz, bei dem ein Polizist (34) getötet wurde, waren mehr als 500 Soldaten und Mitglieder der kolumbianischen Spezialeinheiten beteiligt.
Úsuga blieb jahrelang unter dem Radar der Behörden, da er sich weniger in der Öffentlichkeit zeigte als bekanntere kolumbianische Drogenhändler. Er und sein Bruder, der 2012 bei einer Razzia getötet worden war, hatten ihre Laufbahn als Mitglieder der inzwischen aufgelösten linken Guerillagruppe
PLA begonnen. Später wechselten sie die Seiten und schlossen sich den Gegnern der Rebellen an, einer rechtsgerichteten paramilitärischen Gruppe.
Der Mann weigerte sich, die Waffen niederzulegen, als die Paramilitärs 2006 einen Friedensvertrag mit der Regierung unterzeichnete. Stattdessen tauchte er tiefer in die kriminelle Unterwelt Kolumbiens ein und operierte in der strategisch wichtigen Region des Golfs von Urabá im Norden Kolumbiens, einem wichtigen Drogenkorridor, der vom Pazifischen Ozean und dem Karibischen Meer umgeben ist.
Kokain-Boss schlief jede Nacht in einem anderen Haus
Úsuga soll jahrelang jede Nacht in einem anderen Haus verbracht haben, um den Soldaten zu entkommen. Dabei verzichtete er nicht vollständig auf Komfort: Selbst auf der Flucht bestand er darauf, auf orthopädischen Matratzen zu schlafen, um eine Rückenverletzung zu lindern.
Im Jahr 2017 zeigte Úsuga anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus in Kolumbien zum ersten Mal sein Gesicht. Er veröffentlichte ein Video, in dem er darum bat, dass seine Gruppe im Rahmen des Friedensprozesses mit den viel größeren Revolutionären Streitkräften Kolumbiens die Waffen niederlegen dürfe.
Seine Verhaftung ist ein Erfolg für den konservativen Präsidenten Duque, der auf Recht und Ordnung setzt, die steigende Koka-Produktion aber nicht stoppen konnte. Einem Bericht des Weißen Hauses zufolge stieg die Anbaufläche für Koka – dem Grundstoff von Kokain – im vergangenen Jahr um 16 Prozent auf einen Rekordwert von 2450 Quadratkilometer. Das ist fast viermal so groß wie Berlin.