Prozess : Kindesmissbrauch in Angelverein: Angeklagter gesteht teilweise
Im Wohnwagen, auf einem Boot und im Bettenhaus des Vereins soll sich der Mann an Jungen vergangen haben.

Ein ehemaliger Jugendwart in einem Angelverein, dem hundertfacher Kindesmissbrauchs zur Last gelegt wird, hat vor dem Berliner Landgericht teilweise gestanden. Ab 2018 sei es zu mehreren Taten in einem Wohnwagen gekommen, erklärte der 50-Jährige am Dienstag beim Neustart des Prozesses. Er könne aber «nicht mehr genau zuordnen», was er gemacht und was er zugelassen habe. Dem Mann, der ehrenamtlich tätig war, werden mehr als 350 sexuelle Übergriffe zwischen Sommer 2012 und Oktober 2019 vorgeworfen. Die zunächst Mitte April 2020 begonnene Verhandlung gegen den 50-Jährigen war nach rund drei Wochen wegen Erkrankung eines Richters ausgesetzt worden.
In einem Wohnwagen, auf einem Boot und im Bettenhaus des Angel-Vereins soll sich der Mann an sieben ihm anvertraute Jungen vergangen haben. Das jüngste Opfer soll laut Anklage sechs Jahre alt gewesen sein, als die Übergriffe begonnen hätten. Mehrere der minderjährigen Jungen habe der langjährige Ehrenamtliche immer wieder missbraucht. Er habe teilweise Gewalt eingesetzt, wenn sich ein Betroffener widersetzt habe, so die Anklage. Zudem soll er sogenannte Sex-Gerätschaften verwendet haben. Einem Jugendlichen bot er der Anklage zufolge Geld an. Zudem habe der nicht vorbestrafte Deutsche Tausende kinderpornografische Bilder hergestellt.
Der Angelwart war im November 2019 festgenommen worden. Er befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Der Verteidiger erklärte, sein Mandant habe erst kurz vor Prozessbeginn eine Liste mit Fällen zusammengestellt, die er gestehen werde. Mehrere der mutmaßlichen Opfer sind als Nebenkläger an der Verhandlung beteiligt und werden von Anwälten vertreten. Der Prozess wird am 22. Mai fortgesetzt. (dpa)