DJ Denis Kaznacheev soll wegen Geldwäsche von mehreren Hundert Millionen Dollar in die USA ausgeliefert werden. Freunde und Bekannte protestieren mit diesem Plakat gegen seine Auslieferung. 
DJ Denis Kaznacheev soll wegen Geldwäsche von mehreren Hundert Millionen Dollar in die USA ausgeliefert werden. Freunde und Bekannte protestieren mit diesem Plakat gegen seine Auslieferung.  Foto:  privat

Es klingt wie eine Verwechslungskrimi. Doch was Denis Kaznacheev gerade durchmacht, ist die bittere Realität. Der 36-Jährige wird zum Spielball der beiden Großmächte USA und Russland. Der Russe ist Musiker mit Wohnsitz in Berlin. Seit fast drei Wochen sitzt er wegen Fluchtgefahr in der JVA Moabit in U-Haft. Die USA fordern seine Auslieferung. Russland will das um jeden Preis verhindern. 

Jetzt gibt es ein Lebenszeichen aus dem Gefängnis. Kaznacheev hat einen emotionalen Brief an seine rund 150 Unterstützer geschrieben, die vor der Haftanstalt mit lauter Techno-Musik für seine Freilassung protestierten. Liebevolle Worte richtet er auch an die Polizisten und Justizvollzugsbeamten, die ihm am offenen Fenster an dem musikalischen Protest teilhaben ließen. „Ich hatte Tränen in den Augen. Ich liebe euch so sehr meine Freunde. Das war magisch“,  schreibt er (aus dem Englischen übersetzt).

Der United States Secret Service wirft dem 36-Jährigen vor, seit 2010 im Darknet Geld gewaschen zu haben. Für russische Cyber-Kriminelle soll er allein im Zeitraum von zwei Jahren 310 Millionen Dollar gewaschen haben, heißt es in den US-Dokumenten, die Kaznacheevs Anwalt vorliegen. Er selbst soll in diesen beiden Jahren 1 bis 5 Prozent Provision erhalten haben, also zwischen 3,1 bis 15,5 Millionen Dollar. Das sei längst nicht alles. Der DJ soll auch über andere Darknet-Seiten Geld gewaschen haben. Er beteuert weiter seine Unschuld.

Ist der DJ Denis Kaznacheev mehrfacher Millionär?

Wenn es also nach der US-Justiz geht, müsste der junge Mann mehrfacher Millionär sein. Doch kann das sein? Kaznacheev arbeitet seit etwa einem Jahr als DJ in Berlin und wohnt in einer spartanisch eingerichteten Wohngemeinschaft. Er schafft es gerade so, über die Runden zu kommen. Er lebt von der Hand in den Mund, sagen Freunde und Bekannte. „Der wusste zuletzt nicht mal, wovon er Miete zahlen sollte“, sagt sein Anwalt, Jonathan Burmeister. 

Seine Booking-Agentur, Freunde und Bekannte vermuten eine Verwechslung. Sein Anwalt geht von einem Identitätsdiebstahl aus. Heißt: Unbekannte könnten die Daten und Fotos vom DJ benutzt haben, um Straftaten zu begehen. Bei seiner Festnahme hatte er sein Handy, Computer und das Internetmodem freiwillig  zur Verfügung gestellt. Auch wenn darauf keine Beweise gefunden werden, wird er nicht gleich aus der Haft entlassen, glaubt sein Anwalt. Denn bisher geht es vor allem um die Auslieferung in die USA. „Wir werden alles daran setzen, dass er Deutschland nicht verlässt“, erklärt Burmeister.