Die Justizvollzugsanstalt Tegel
Die Justizvollzugsanstalt Tegel Foto: Andreas Kopietz

Das Coronavirus droht auch vor den Toren der Berliner Gefängnisse nicht halt zu machen. „Bislang gibt es weder bei den Gefangenen noch bei den Bediensteten eine Infektion“, sagte Justizsprecher Sebastian Brux am Freitag. Dennoch seien entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ergriffen worden.

So dürfen in allen Anstalten die Gefangenen keine Besucher mehr empfangen. Ähnliche Regelungen gibt es auch in den meisten anderen Bundesländern. „Wir prüfen derzeit Möglichkeiten, mit denen Gefangene per Skype mit ihren Angehörigen und Bekannten sprechen können“, sagte Brux. „Da ist man relativ weit.“

Nach Angaben des Sprechers handelte die Justizverwaltung beim Telefonanbieter Telio Freiminuten für die Gefangenen heraus. In Anstalten wie dem Frauengefängnis, der JVA Moabit und Heidering hat jeder Gefangene ein Telefon auf dem Zimmer. Jeder erhält einmalig 120 Freiminuten. Für andere Anstalten, die nur ein Telefon pro Station haben, etwa Tegel, gibt es pro Gefangenen 60 Freiminuten.

Schwarzfahrer bleiben vorerst verschont

Eingeschränkt sind auch die Möglichkeiten für persönliche Gespräche mit Anwälten. Diese sind nur noch durch Trennscheiben möglich, von denen es nur wenige gibt. Zunehmen dürfte auch die Langeweile hinter Gittern. Denn die Arbeitsangebote für die Häftlinge wurden stark eingeschränkt. Auch das Sportangebot ist reduziert. So sind Gruppenangebote wie Fußballspiele ausgesetzt.

Wegen der Ausbreitung des Virus entließ die Jugendarrestanstalt in dieser Woche ihre Insassen und stellte den Dienstbetrieb bis zum 15. Juli ein. Freiheitsstrafen von unter drei Jahren werden in Berlin bis zum Sommer nicht vollstreckt, wenn sich die Verurteilten noch nicht in Haft befinden. Sie müssen ihre Strafen erst nach dem 15. Juli antreten. Auch notorische Schwarzfahrer bleiben vorerst von sogenannten Ersatzfreiheitsstrafen verschont. Wegen nichtgezahlter Geldstrafen kommt in Berlin bis zum 15. Juli niemand ins Gefängnis.