Familiendrama in Hellersdorf

Im Suff tötete Jonny einen Bruder – und der dritte schaute zu

Jetzt steht der 24-jährige Hellersdorfer wegen Totschlag vor Gericht.

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Jonny K. verbirgt sein Gesicht auf der Anklagebank.
Jonny K. verbirgt sein Gesicht auf der Anklagebank.Pressefoto Wagner

Ein Bruder rammte dem anderen ein Messer in die Brust. Vor Gericht jammert er: „Ich wollte das nicht, der Stich war ein Unfall.“

Fünf Monate nach dem tödlichen Familiendrama in Hellersdorf der Prozess gegen Jonny K. (24). Mit einem Küchenmesser brachte er laut Anklage seinen Bruder Phil (27) um. Ein Stich, der rechte Lungenflügel und das Herz verletzt. Phil K. starb wenige Stunden später im Krankenhaus. Die Anklage lautet auf Totschlag.

Sie hatten sich wie so oft bei ihrem Vater getroffen. Jonny K.: „Phil und ich hatten vorher schon mächtig getrunken - Bier, Wein, Wodka.“ Das Trinkgelage ging bei Papa im vierten Stock eines Plattenbaus weiter. Mit dabei auch der dritte Bruder (25).

Gegen 0.55 Uhr kam es am 16. Juni zum blutigen Drama. Jonny K.: „Plötzlich war da ein Messer, wir rangelten darum. Phil schrie dann, ging zu Boden.“ Er habe sofort die Feuerwehr gerufen, so der Angeklagte. „Ich war total geschockt.“

Warum bringt ein Bruder den anderen um wie in der Bibelgeschichte von Kain und Abel? Neid, Eifersucht? Der Richter: „Gab es einen Anlass für den Streit?“ Jonny K.: „Ich weiß es nicht.“ Er habe Phil nichts antun wollen. Der Messer-Mann: „Ich hatte keinen Grund ihn zu töten. Er war gut zu mir, eine Bezugsperson.“

Es war wohl der Alkohol, der immer wieder zu Treffen der Söhne beim Vater führte - und die Familie zerstörte. Ein falsches Wort, eine missverständliche Geste. Der Richter: „Sie sollen Phil schon früher einmal mit einem Messer verletzt haben.“ Jonny K.: „Ja, er mich aber auch.“ Es sei allerdings nichts Ernstes gewesen.

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Blutüberströmt saß Phil K. nach dem Stich im Treppenhaus. Eine Nachbarin soll bei der Polizei erklärt haben, dass Jonny K. zum schwer verletzten Bruder noch sagte: „Es tut mir leid, aber ich habe dich gewarnt.“

Der Angeklagte wieder ohne Erinnerung: „Weiß nicht, ob ich das so sagte. Auch früher habe ich mich häufig entschuldigt.“ Warum er nach dem Stich zunächst verschwunden sei, wenn es aus seiner Sicht ein Unfall war? K.: „Ich bin ein Typ, der sich generell versteckt.“

Der Richter: „Ihr Vater soll gesagt haben, dass Sie in der Wohnung auf Chef machen.“ Der Angeklagte: „Ich bin nur der, der auf Sauberkeit achtet.“ Fortsetzung: Donnerstag.