Der Krisenhelfer sitzt seit Dienstag in Berlin vor Gericht.
Der Krisenhelfer sitzt seit Dienstag in Berlin vor Gericht. KE.

Er reiste in Krisengebiete, war in Hilfsorganisationen engagiert. Aufbau von Schulen und andere Projekte. Zeichen der Hoffnung setzen. Doch nun steht Benjamin S. (64) in Berlin vor Gericht.

Ungeheuerlich die Vorwürfe. Es geht um Kindesmissbrauch, Anstiftung dazu sowie um Besitz von Kinderpornografie. Tatorte laut Anklage: Peshawar im Nordwesten Pakistans, die afghanische Hauptstadt Kabul und Berlin.

Der Mann war in diversen Ländern in Flüchtlingsorganisationen engagiert. Bis Juni 2015 soll er sich laut Anklage über Jahre hinweg in Peshawar aufgehalten haben – als eine Art Geschäftsführer einer Hilfsorganisation, die eine Schule gegründet habe. Die Anklage: „Die so bestehenden Kontakte nutze er, um sexuelle Beziehung zu Kindern und Jugendlichen aufzubauen.“

Sechs mutmaßliche Taten sind angeklagt. Erster Vorwurf: Am 21. Juli 2014 soll S. an einem nicht bekannten Ort in Peshawar einen Jungen unter 14 Jahren veranlasst haben, sich zu entkleiden. Dann habe er sexuelle Handlungen vorgenommen. Zwei weitere Jungen seien in Pakistan Opfer des Angeklagten geworden.

Sexueller Missbrauch via Skype verfolgt

Dann Kindesmissbrauch, den er via Skype verfolgt haben soll. Abscheulich: Einen Mann namens „Jason“ soll er angehalten haben, ihm „Live-Shows“ zu präsentieren. Opfer wieder Jungen. Tatort: Irgendwo auf der Welt. S. soll aus der Ferne alles verfolgt, auch Hinweise gegeben haben.

Die Ermittler sicher: am 2. April 2019 zwischen 12.42 Uhr und 12.45 Uhr habe S. mit dem unbekannten Täter „Jason“ über Skype einen solchen widerlichen Live-Chat geführt. Opfer: „Ein männliches Kind.“ Benjamin S. soll den Chat an seinem Laptop im Büro einer Hilfsorganisation in Kabul verfolgt haben.

Neben Missbrauch auch Kinderpornografie

Ein in einem Haus in Kabul entdeckter USB-Stick soll Ermittlungen ausgelöst haben. Es seien darauf verdächtige Dateien entdeckt worden. Der Mann, damals wohl in bedeutender Position, wurde Angaben zufolge kurz darauf suspendiert.

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Im Juli 2020 stand die Polizei vor seiner Wohnung in Berlin. Die Beamten stellten auf einem Handy und einen Laptop etliche kriminelle Dateien fest: Kinderpornografie. 101 Bilddateien seien es gewesen und acht Videos. Schließlich Ende Oktober 2022 die Verhaftung von S.

Ob er sich im Prozess äußern wird, blieb zunächst offen. Maximal vier Jahre Haft stellte ihm das Gericht bei einem umfassenden Geständnis in Aussicht. Fortsetzung: 18. April.