Hat dieser Berliner Knacki (33) eine gläubige Christin (71) ausgeplündert? Eine Richterin soll das jetzt entscheiden
Helene H. schickte ihm ihr sauer Erspartes, wohl damit er Schulden aus illegalen Geschäften im Knast begleichen konnte.

Pressefoto Wagner
Der Knacki (33) soll eine gläubige Christin (71) ausgeplündert haben: Adnan S. jammerte mächtig aus der Zelle heraus – und Helene H. schickte ihm ihr sauer Erspartes.
Der gelernte Friseur sitzt wieder auf der Anklagebank. Betrug wird ihm vorgeworfen. Er habe der Rentnerin vorgegaukelt, er werde von Mitinsassen bedroht und misshandelt, so die Anklage. Mit Lügen soll er sie um den Finger gewickelt und abgezockt haben. Alles, was sie auf der hohen Kante hatte: 7500 Euro.
Eine bizarre Bekanntschaft: Er stand ihr vor elf Jahren als Räuber in einem Drogerie-Markt gegenüber. Sie als Kassiererin war in Angst und Schrecken, dachte bei sich: „Gott steh mir bei.“ Er entkam mit dem Geld aus der Kasse. Knapp zwei Wochen später wurde er gefasst.
Die Kassiererin brauchte psychologische Hilfe. Doch im Prozess die emotionale Wende: Mit traurigem Blick bat S. damals um Vergebung – und eroberte ihr Herz. Helene H.: „Das klang so aufrichtig.“ Einige Tage später habe sie Gottes Stimme gehört: „Schreib ihm und vergib ihm.“
Sie hatte ihn liebgewonnen wie einen Sohn, er gehörte zu ihrer Familie
Briefe in den Knast, Telefonate. Die gläubige Frau aus Heidelberg entwickelte mehr als Sympathie: „Ich habe ihn liebgewonnen wie einen Sohn, er gehört zu meiner Familie.“
Er soll sie laut Anklage schamlos ausgenutzt haben. S. habe ihr vorgegaukelt, er sei zum christlichen Glauben konvertiert sei, seine Taufe habe im Gefängnis stattgefunden. Muslimische Mitinsassen hätten die Taufe zum Anlass genommen, ihn deswegen zu bedrohen, er müsse Geld zahlen, um Angriffe zu stoppen.
Sie überwies. Er habe laut Anklage erneut auf die Tränendrüse gedrückt, behauptet: „Entgegen den Erwartungen ist es noch schlimmer geworden.“ Man würde ihm – wenn er nicht zahle – die Kehle aufschneiden.
Tatsächlich soll S. mit dem Notgroschen der Rentnerin auch Schulden aus illegalen Geschäften im Knast beglichen haben. Es soll um Drogen gegangen sein.
Mal 700 Euro, dann überwies sie im März 2019 weitere 1200 Euro, im April und Mai 2019 jeweils 1000 Euro. Ein Fremder rief bei ihr an und drohte, ihr und ihren Kindern etwas anzutun. Kurz darauf soll sich S. bei ihr gemeldet haben. Mit der Behauptung, er sei in die Türkei abgeschoben worden, er werde aber weiterhin bedroht.
Man würde ihm – wenn er nicht zahle – die Kehle aufschneiden
Helene H. zahlte. Die Rentnerin: „Insgesamt 7500 Euro, die hatte ich als Reserve.“ Bis heute soll der Kontakt zu S. bestehen. Ihm steht wegen anderer Straftaten noch Haft bis April 2024 bevor.
Adnan S. zur Richterin: „Ich habe mich taufen lassen, dann griff mich ein Tschetschene an.“ Die Rentnerin habe er nicht betrogen. Er habe sei um Hilfe gebeten: „Ich tat alles, was die Leute wollten, um meine Ruhe zu haben. Ich hatte nichts von dem Geld.“
Die Richterin: „Das ist Ihr Schlamassel und nicht der von Frau H. Warum belasten Sie sie mit der Sache – und sie zahlt 7500 Euro, weil Sie Drogengeschäfte machen?“
Schuldig fühlte sich nicht der Angeklagte, sondern die Zeugin: „Anzeige habe ich nur gemacht, um ihm zu helfen. Wenn er wieder draußen ist, schickt er mir bestimmt etwas Geld.“ Tränen flossen – „Darf ich ihn umarmen?“ Man ließ sie nicht. Urteil: 5. November.