Grunewalder Taximord: Kollegen wollen für getöteten Fahrer spenden
Der mutmaßliche Killer sitzt in U-Haft, aber die Hintergründe der Tat sind weiter völlig ungeklärt.

Der eiskalte Mord im Villenviertel von Berlin-Grunewald beschäftigt die Stadt nach wie vor. Ein Taxifahrer wird in seinem Auto getötet – und keiner weiß, warum. Gegen den mutmaßlichen Mörder des in Grunewald getöteten Mannes soll Haftbefehl beantragt werden. Es geht um Heimtücke-Mord. Kolleginnen und Kollegen des getöteten Taxifahrers wollen indes für die Familie des Opfers Spenden sammeln, schreibt die Berliner Zeitung.
In einem ruhigen Villenviertel liegt die Brahmsstraße. An diesem Vormittag sind nur wenige Passanten unterwegs, meistens Hundebesitzer, die mit ihren Tieren spazieren gehen. Oder Gäste des Schlosshotels by Patrick Hellmann, das sich in dieser Straße befindet. Auf dem Bürgersteig gegenüber dem Fünf-Sterne-Hotel liegen Blumen und Grablichter. An einem Laternenpfahl hängt ein Schreiben in Druckbuchstaben: „An dieser Stelle starb am 06.04.2023 mein Onkel“.
Offenbar hat seine Nichte das Schreiben verfasst und beschreibt ihren Onkel als lustigen, weltoffenen und liebevollen Menschen, der Nusstorte liebte und ihr keine Bitte abschlagen konnte, schreibt die Berliner Zeitung. Eine ältere Frau mit Hund bleibt stehen und liest das Schreiben. „Furchtbar“, sagt sie und fügt hinzu, dass dies eigentlich eine ruhige Gegend sei.
Bisher kein Motiv für den Taximord
Die Brahmsstraße wurde am vergangenen Donnerstag zum Tatort eines brutalen Mordes an einem 49-jährigen Taxifahrer, der in seinem Fahrzeug offenbar mit einem Messerstich in den Hals lebensgefährlich verletzt wurde. Ein Passant fand den Mann und alarmierte die Polizei und Feuerwehr. Trotz sofortiger Rettungsmaßnahmen und einer Notoperation verstarb der Taxifahrer in einer Klinik.

Die Polizei sperrte die Brahmsstraße ab und machte sich mit Spürhunden auf Spurensuche. Das Taxi wurde zur Untersuchung auf Spuren sichergestellt. Die Ermittler der 2. Mordkommission konnten schnell den Tatverdächtigen ausfindig machen, einen 24-jährigen Mann, der durch Spezialbeamte der Polizei, sogenannte Super-Recognizer, identifiziert wurde.
Der Mann wurde zwei Tage nach der Tat in Flensburg festgenommen und einem Ermittlungsrichter vorgeführt. Derzeit befindet er sich in Untersuchungshaft. Warum er den Taxifahrer angegriffen hat, ist noch unklar. Sebastian Büchner, der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, erklärte: Warum der Tatverdächtige den Taxifahrer angegriffen habe, sei noch völlig unklar. Dass sich der Geschädigte und sein Fahrgast um die Höhe des zu zahlenden Beförderungsgeldes gestritten hätten, könne er nicht bestätigen. „Das sind wilde Spekulationen“, wird Büchner von der Berliner Zeitung zitiert.
Taximord führt zu großem Spendenaufruf
Die Tat hat bei den Kollegen des getöteten Taxifahrers Trauer und Entsetzen ausgelöst. Leszek Nadolski, der Vorsitzende der Berliner Taxi-Innung, spricht in der Berliner Zeitung von einer Tragödie und betont, dass die Arbeit der Taxifahrer gefährlich sein kann. Immer wieder komme es vor, dass Kollegen überfallen werden, aber ein Tötungsdelikt mit solcher Brutalität habe es in Berlin lange nicht mehr gegeben. Der getötete Taxifahrer war der Vater zweier Kinder im Alter von 19 und 20 Jahren.
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„Wir werden die Familie unseres Kollegen unterstützen“, sagte Nadolski. Dafür werde der Gustav-Hartmann-Unterstützungsverein Spenden sammeln. Der Verein hilft Taxifahrerinnen und Taxifahrern, die Opfer einer Straftat geworden sind, so die Berliner Zeitung. „Ich rechne damit, dass wir 4000 bis 5000 Euro an Spenden zusammenbekommen“, sagte der Chef der Taxi-Innung.
Den Aufruf zum Spenden werde Nadolski am Dienstagabend bekannt geben – zur Preview des französischen Kinofilms „Im Taxi mit Madeleine“ im Cinema Paris. „80 bis 100 Taxifahrer werden bei der Veranstaltung dabei sein und Leute aus der Politik. Wir werden dabei auch eine Schweigeminute für unseren getöteten Kollegen einlegen“, erklärte Nadolski. Taxifahrerinnen und Taxifahrer würden zudem mit Trauerflor an den Fahrzeugen an das Opfer erinnern.