Tragödie von Solingen

Geschmacklos: Zeitung veröffentlicht private WhatsApp-Nachrichten von überlebendem Jungen (11)

Teilen
Gedenken in Solingen.
Gedenken in Solingen.Roberto Pfeil/dpa

Die ganze Welt schaut auf die schrecklichen Ereignisse in Solingen – viele Medien berichten darüber, dass eine Mutter hier mutmaßlich fünf ihrer Kinder betäubte und erstickte. Nur eines der Kinder überlebte, weil es zur Tatzeit in der Schule war.

Einzelne Berichte über die Tragödie sorgen nun für mächtig Ärger: Mehr als fünfzig Beschwerden über die Berichterstattung der „Bild“-Zeitung sind inzwischen beim Deutschen Presserat eingegangen, berichtet der „Tagesspiegel“. Die Institution überwacht deutsche Medien, achtet auf die Einhaltung des Pressekodex. Das Regelwerk beinhaltet ethische und moralische Grundsätze für die Berichterstattung in Deutschland.

Die „Bild“ macht mit einer geschmacklosen Geschichte von sich reden. Das Blatt verschaffte sich über ein Interview mit einem Freund (12) des überlebenden Jungen (11) Zugriff auf private WhatsApp- und Sprach-Nachrichten, die der Elfjährige seinem Freund schickte. Er habe der Zeitung berichtet, „was er über die tödliche Tragödie in der Familie seines besten Freundes“ weiß. „Bild“ veröffentlichte dazu Zitate und Screenshots aus dem WhatsApp-Verlauf.

Auch der KURIER berichtete über die schreckliche Tat – aus Rücksicht auf die Betroffenen verzichten wir aber darauf, Details wie in der Geschichte der „Bild“-Zeitung zu veröffentlichen. Das Blatt hat damit mutmaßlich gegen mehrere Regeln des Pressekodex verstoßen – unter anderem gegen Grundsätze zum Thema Opferschutz und Sensationsberichterstattung. Gegen solche Verstöße können vom Deutschen Presserat Rügen ausgesprochen werden. Die Zeitung gehört mit mehr als 200 Rügen seit 1986 auf Platz eins der Statistik.