Der Gefangene saß in der JVA Brandenburg ein.
Der Gefangene saß in der JVA Brandenburg ein. Cevin Dettlaff/dpa

Irre Fahndungsaktion der Polizei nach einem geflohenen Sex-Killer! Doch am Dienstag nun wurde der Sexualstraftäter Hans-Joachim F. gefasst! Die Polizei erwischte ihn auf einem Hochsitz an einem Feld!

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Dort hielt sich der entflohene Sträfling vor der Polizei versteckt. Zwei Wochen nach seiner Flucht brachte augenscheinlich ein Hinweis aus der Bevölkerung nun die entscheidende Spur zu dem verurteilten Sexualstraftäter aus der Sicherungsverwahrung in Brandenburg an der Havel.

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Polizisten fanden den entkräfteten Sträfling auf einem Hochsitz

Der Mann hatte in Begleitung von Justiz-Bediensteten Ausgang und konnte in einem Berliner Einkaufszentrum an der Gedächtniskirche entkommen. Seitdem wurde bundesweit gefahndet. Am Dienstagnachmittag um 15.50 Uhr erfolgte der Zugriff der Polizei nördlich der Stadt Nauen. Die Einsatzkräfte trafen ihn entkräftet auf dem Hochsitz an, wie ein Polizeisprecher sagte.

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Bei ihren Ermittlungen konzentrierten sich die Einsatzkräfte seit Tagen auf ein Suchgebiet rund um Nauen, wo der Gesuchte früher gelebt hatte. Wie die Polizeidirektion West mitteilte, führten ein erhöhter Fahndungsdruck und ein gezielter Einsatz nach einem Bürgerhinweis zur Festnahme.

„Der Entwichene wurde durch die sichtbaren und verdeckten polizeilichen Maßnahmen zunehmend isoliert und in eine Lage gebracht, aus der heraus er dann widerstandslos festgenommen werden konnte“, sagte der Leiter der Fahndungsmaßnahmen, Lars Brückner, laut Mitteilung. Auch Zielfahnder, Spürhunde, Drohnen und ein Hubschrauber kamen für die Fahndung zum Einsatz. Nach seiner Festnahme kam er in die Justizvollzugsanstalt Brandenburg an der Havel.

Gefangener war bei Freigang im Europa-Center getürmt

Kontakt zu Angehörigen hatte er nach ersten Erkenntnissen der Polizei nicht. Weitere Befragungen der Polizei sollen nun Aufschluss darüber geben, was er während seiner Flucht unternommen und zu wem er möglicherweise Kontakt aufgenommen hatte.

Justizministerin Susanne Hoffmann (CDU) reagierte erleichtert. Sie dankte den Einsatzkräften und der Bevölkerung für ihre Unterstützung. Die Polizei wertete nach eigenen Angaben mehr als 150 Hinweise aus der Öffentlichkeit aus. Bundesweit wurde nach dem Mann mit Foto und Beschreibung gesucht.

Am 15. Februar war der 64-Jährige, der wegen Totschlags und Sexualverbrechen zu einer hohen Freiheitsstrafe verurteilt worden war, geflohen. Er hatte Ausgang bekommen und war in Begleitung zweier Justiz-Bediensteter nach Berlin gefahren. Im Europa-Center nahe des belebten Kurfürstendamms ließen sie ihn nach Darstellung des Justizministeriums kurze Zeit aus den Augen. Seit 2017 ist der Mann in Brandenburg an der Havel in der Sicherungsverwahrung untergebracht.

Justizministerin verteidigte Freigang für den Gefangenen

Die Sicherungsverwahrung soll die Bevölkerung vor besonders gefährlichen Tätern schützen, die ihre Strafe bereits abgesessen haben. Voraussetzung für die Anordnung ist, dass psychiatrische Gutachter den Täter weiter als gefährlich einstufen. Anspruch auf Ausgang haben sie aber.

Justizministerin Hoffmann hatte den Ausflug nach Berlin im Landtag in Potsdam verteidigt und gesagt, es gebe die Pflicht, die Sicherungsverwahrten auf ein Leben in Freiheit vorzubereiten. Sie verwies auf ein Gutachten von April 2022, in dem der Mann nicht als so hochgefährlich eingestuft werde, dass er flüchte und schwere Straftaten begehe. Die Umstände der Flucht haben aber ein politisches Nachspiel und sollen Thema im Rechtsausschuss des Landtages werden.

In Brandenburg sind laut Ministerium derzeit 13 Sicherungsverwahrte untergebracht, der nun Gefasste eingerechnet. Sie leben in einer eigenen Einrichtung auf dem Gelände der Justizvollzugsanstalt in Brandenburg an der Havel. Der 2014 bezogene Neubau war Folge eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts von 2011. Danach musste sich die langfristige Unterbringung von gefährlichen Straftätern stärker von einer Gefängnishaft unterscheiden. Gewalt- und Sexualstraftäter sollen in Sicherungsverwahrung auch intensiver betreut werden.