Feuerteufel zündet Kinderwagen an: Wohnhaus wird zur gefährlichen Falle
Bewohner atmen giftige Rauchgase ein. Ihr Zugang ins Freie ist durch Flammen und Qualm versperrt. Feuerwehrleute retten Kinder und Erwachsene mit Fluchthauben.

Der Hausflur ist verrußt, die Briefkästen zerschmolzen. Ein Feuerteufel hat in einem Wohnhaus in Moabit Kinderwagen angezündet. Meterhohe Flammen fraßen sich die Treppe hinauf, schlossen mehrere Familien ein. Für zahlreiche Bewohner wurde das Haus in nur wenigen Minuten zur Feuer-Falle!
„Es ist so schrecklich, was hier passiert ist. Viele von uns haben jetzt Angst vor einem Feuerteufel“, sagt Bewohnerin Kim K. dem KURIER. Es ist Samstagabend, 20.50 Uhr in einem Mehrfamilienhaus an der Huttenstraße: Der Lebensgefährte der 20-Jährigen bringt gerade den Müll weg, als er plötzlich hört, wie Nachbarn aus ihren Fenster schreien: „Feuer! Feuer! Es brennt, Hilfe!“ Der junge Mann wählt sofort den Notruf und informiert Kim K. Die junge Mutter schnappt sich ihr Baby und läuft barfuß auf die Straße.
In dem Haus verbreitet sich Angst und Panik. Ein irrer Feuerteufel hat im Erdgeschoss drei Kinderwagen und einen Mülleimer in Brand gesteckt. Die Flammen greifen sofort auf das hölzerne Treppengeländer über. Giftige Rauchgase quillen durch Türritzen und Fenster.

Eric Richard
Antonio, Vater von drei jungen Töchtern (6, 8, 10), sitzt mit seiner Familie im Wohnzimmer. „Plötzlich geht der Rauchmelder los. Der Qualm ist durch ein angekipptes Fenster gekommen“, vermutet der 57-Jährige. Er versucht, die Wohnungstür zu öffnen, doch sofort kommt ihm giftiger Qualm entgegen. Antonio reagiert geistesgegenwärtig. Er macht genau das, was die Feuerwehr immer rät. „Wir sind in der Wohnung geblieben. Ich habe die Tür mit Tüchern abgedichtet und alle Fenster geschlossen“, berichtet der Maschinenführer.

Währenddessen bemerkt die Besatzung eines vorbeifahrenden Rettungswagens den Brand und leert einen Feuerlöscher. Doch es reicht nicht. Erst die rund 40 Einsatzkräfte der Feuerwehr können die Flammen löschen. Retter kämpfen sich mit Atemschutzmasken durch das verrauchte Treppenhaus. Sie retten teilweise mit Fluchthauben insgesamt 15 Menschen aus ihren Wohnungen, darunter Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren. Zwölf Bewohner werden durch giftige Rauchgase verletzt. Neun von ihnen kommen ins Krankenhaus.
„Eine Ärztin hat bei uns allen Blut abgenommen. Meine Frau und eine meiner Töchter musste für eine Behandlung in eine Klink gebracht werden“, erzählt Antonio, der auch am nächsten Morgen noch immer geschockt wirkt. „Gar nicht auszudenken, wenn das Feuer mitten in der Nacht gelegt worden wäre“, sagt eine Bewohnerin, die aus Angst lieber anonym bleiben möchte. Denn der Feuerteufel ist weiterhin auf freiem Fuß.
