Festnahmen und Brände: Turbulente Zwangsräumung von Kiezkneipe „Syndikat“
700 Sicherheitskräfte vor Ort sollten die Zwangsräumung der linken Szenekneipe in Neukölln ermöglichen. Unterstützer warfen Steine und Feuerwerkskörper, bereits in der Nacht gab es Dutzende Festnahmen.

Trotz lautstarker und zum Teil gewalttätiger Proteste ist die seit längerem umkämpfte Kiezkneipe «Syndikat» in Berlin-Neukölln am Freitag geräumt worden. Kurz nach 9.00 Uhr erschien der Gerichtsvollzieher in Begleitung zahlreicher Polizisten in dem abgesperrten Bereich vor der Kneipe in der Weisestraße. Die Eingangstür wurde von außen geöffnet, um dem Gerichtsvollzieher Zugang zu verschaffen.
Üblicherweise lässt der Hauseigentümer in solchen Fällen dann ein neues Schloss einbauen und die Polizei bleibt noch eine Zeit lang vor dem Haus präsent, um eine erneute Besetzung zu verhindern. Die Kneipe hatte seit längerem keinen Mietvertrag mehr, die Betreiber wollten aber nicht ausziehen.
In der Nacht und am Morgen hatten viele hundert Menschen in der Umgebung der Kneipe gegen die Räumung demonstriert und protestiert. Die Polizei hatte die Weisestraße bereits am Donnerstag abgesperrt, um eine direkte Blockade des Zugangs zu verhindern. Es kam zu Rangeleien zwischen Demonstranten und der Polizei.
Protestierer zündeten Mülltonnen an, bunte Rauchschwaden von Pyrotechnik waren zu sehen. Demonstranten warfen Steine und Flaschen auf die Polizisten. 44 Menschen wurden laut der Polizei nach ersten Zahlen festgenommen. Etwa 700 Polizisten sind über den ganzen Tag verteilt für die Absperrungen im Einsatz.
In dem Bereich in Neukölln wurden Passanten bereits am frühen Freitagmorgen großräumig kontrolliert. Bereits seit Donnerstagabend versammelten sich Kritiker in Neukölln.
Rund 700 Menschen hatten sich am Freitagmorgen vor dem „Syndikat“ versammelt, um gegen die bevorstehende Räumung zu demonstrieren. In der Nacht waren es nach Polizeiangaben mehr als 1000 Demonstranten gewesen. 44 Demonstranten wurden festgenommen. Es habe „Inbrandsetzungen“ und Sachbeschädigungen gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Er sprach von einer „emotionalisierten“ Stimmung. Teilweise seien Menschen vermummt gewesen. Sechs Polizisten wurden leicht verletzt.
Laut Polizei setzten Demonstranten rund um das weiträumig abgesperrte Lokal Barrikaden in Brand, die die Feuerwehr löschen musste. Es habe auch Sachbeschädigungen gegeben. Ob bei den Auseinandersetzungen Polizisten verletzt wurden, war zunächst nicht klar.
Seit Donnerstagabend und die ganze Nacht hindurch versammelten sich an verschiedenen Stellen im Neuköllner Schillerkiez Menschen, um gegen die am Freitagmorgen geplante Schließung der Kneipe zu protestieren. Zahlreiche Polizisten waren im Einsatz.
An einigen Häuserwänden und Plakaten waren Slogans für den Erhalt des Lokals zu lesen. Videos, die in sozialen Netzwerken verbreitet wurden, zeigten, wie sich Demonstranten und Polizisten gegenüberstanden. Darauf waren auch Rangeleien und einzelne abgeschossene Feuerwerkskörper zu sehen. Ein Hubschrauber kreiste zeitweise über dem Ort.
Ein Polizeisprecher nannte die Stimmung «emotionalisiert». Teilweise seien Demonstranten vermummt gewesen. Am Morgen dauerten die Proteste nahe der Kneipe an. Linke und linksextreme Gruppen hatten dazu und auch zu Blockaden aufgerufen. Die Polizei stellte bereits am Donnerstag Absperrgitter auf - nicht zuletzt, um Sitzblockaden auf der Weisestraße zu verhindern. Nur Anwohner wurden durchgelassen.
Die Kneipe hat seit längerem keinen Mietvertrag mehr, die Betreiber wollen aber nicht ausziehen. Allerdings geht es Unterstützern nicht nur um das Lokal: Die Mieten im Schillerkiez sind seit Öffnung des nahe gelegenen Tempelhofer Feldes explodiert. Viele fürchten Verdrängung.
Am Samstag hatten linksextreme Randalierer bei einer Demonstration gegen die geplante Räumung Polizisten mit Flaschen und Steinen beworfen. Mehrere Polizisten wurden verletzt.
Bei der Räumung des Kiezladens «Friedel 54» hatte es 2017 Auseinandersetzungen gegeben, als die Polizei eine Sitzblockade in der Friedelstraße auflöste und die Protestierer zum Teil wegtrug.