Ekel-Übergriffe: Sieben Jahre Haft für Judo-Trainer
Im Herbst 2019 erste Aussagen der zehn bis 17 Jahre Schützlinge. Fast zehn Monate U-Haft liegen seitdem hinter Martin K. (43) Vor Gericht bestritt er, stellte Thesen auf.

Judo-Trainer und Jurist Martin K. (43) hörte das Urteil regungslos: Sieben Jahre Haft. Schuldig des Missbrauchs von jungen Schützlingen. Sex-Übergriffe habe er als „pädagogische Maßnahmen“ kaschiert.
Um sieben junge Judoka geht es. Sie trainierten ehrgeizig in einem Sportverein in Tegel. Sie waren zehn bis 17 Jahre alt, als sie Opfer des Trainers geworden seien. Der Richter: „Martin K. genoss großes Vertrauen bei den Kindern und Eltern. Das nutzte er aus.“ Was er sagte, sei Gesetz gewesen. „Über körperliche Züchtigungen kam es zu sexuellen Übergriffen.“
Jahrelang hätten die Jungen geschwiegen, so der Richter. Für einige sei der Rechtsanwalt eine Art Vaterfigur gewesen. Die dominante Seite seiner Persönlichkeit habe K. eingesetzt. Einerseits war er sehr ehrgeizig als Trainer, erreichte „durchaus beachtliche Erfolge“. Seine Schützlinge erhielten Anerkennung und Zuneigung. Auf der anderen Seite aber wurde „kontrolliert, sanktioniert, bestraft - da herrschte manchmal eine harte Hand“.
In einem Verein, in dem Rechtsanwalt K. damals das Sagen hatte. Der Richter weiter: „Es entwickelte sich eine Abhängigkeitsbeziehung.“ Bis junge Judoka schließlich körperliche Züchtigungen durch Trainer K. erduldet hätten.
Nach 28 Prozesstagen seit Mai 2020 stand für das Landgericht fest: „Schuldig des Missbrauchs von Schutzbefohlenen in 20 Fällen.“ Teilweise in Tateinheit mit Vergewaltigung sowie mit Körperverletzung. Übergriffe in der Zeit von 2009 bis 2019 sah das Gericht als erwiesen an.
In der Trainingshalle, in seiner Doppelhaushälfte, in seiner Wohnung in Tegel, während Turnierfahrten, in seinem Ferienhaus in Schweden, auf einer Flughafen-Toilette. Ekel-Übergriffe, die mehrfach mit der Frage begonnen hätten, ob der betroffene Junge Schläge auf den nackten Po wolle. Und er habe „Gegenleistungen“ für seine Trainer-Arbeit gefordert.
Bis ein Vater in einem Gespräch hellhörig wurde. Im Herbst 2019 dann erste Aussagen. Fast zehn Monate U-Haft liegen seitdem hinter K. Vor Gericht bestritt er, stellte Thesen auf. Nach der Art: Finanzielle Interessen von Jungen könnten zu Anschuldigungen geführt haben.
Der Richter nun: „Bei den Jungen war kein Belastungseifer zu erkennen.“ Sie hätten vor Gericht auch Positives über K. berichtet - „er hatte immer ein offenes Ohr, hat uns in der sportlichen Entwicklung weitergebracht.“ Acht Jahre Gefängnis wollte die Anklage, K. Freispruch. Mit Revision wird gerechnet.