Termin am Amtsgericht
AfD-Politiker wegen rassistischen Übergriffs vor Gericht: Opfer spricht auf Instagram
Vor dem Amtsgericht Tiergarten wird ein Fall aus dem Sommer 2021 verhandelt.

Rassistisches Gedankengut ist in Deutschland noch immer weit verbreitet. Meist kommt es unterschwellig und unbewusst hervor, in alltäglichen Situationen, in denen die Wohnung oder der Job nach Hautfarbe vergeben wird. Doch immer wieder zeigt sich Rassismus auch in seiner unverkennbarsten Form: Mit heftigen Beleidigungen und unverhohlener Gewalt. Ein solcher Fall wird am heutigen Mittwoch vor Amtsgericht Tiergarten verhandelt. Auf der Anklagebank sitzt der AfD-Bezirksverordnete Kai Borrmann.
AfD-Verordneter vor Gericht: Er soll Frauen beleidigt und geschlagen haben
Der Vorfall soll sich im August 2021 in und vor einem Café in Berlin-Mitte zugetragen haben, das geht aus der Ankündigung des Prozesses hervor, aber auch aus der öffentlichen Schilderung eines der Opfer, der Musikjournalistin Steph Karl. Denn diese hatte vor einigen Tagen ein Video auf Instagram hochgeladen, auf dem sie den Übergriff schildert.
Meistgelesen
Forscher finden DAS heraus
Studie enthüllt: Wer in diesem Alter in Rente geht, stirbt früher
Blick in die Sterne
Horoskop fürs Wochenende: 23. und 24. September 2023 – für alle Sternzeichen
Chef gegen Assistenten
Trainer-Zoff vorm Spiel in Kiel bei Hertha BSC: Es geht um Dardai
Anzeige gegen Produktion
Walentina enthüllt Gewalt im „Sommerhaus“: „ER gesteht eine Straftat“
Stromfresser oder nicht?
Wie teuer ist es wirklich, wenn das Ladekabel in der Steckdose bleibt?
Demnach habe sie mit einer Freundin, die ebenfalls POC (eine Person of Colour) gewesen sei, in einem Café gesessen, als ein Mann vom Nebentisch sich immer wieder in ihre Unterhaltung eingemischt habe. „Der hat die ganze Zeit versucht, mit uns zu diskutieren und war sehr, sehr unangenehm“, so Karl. Dabei soll er auch immer wieder das N-Wort gesagt haben.
AfD-Verordneter vor Gericht: Er soll den Frauen gefolgt sein
Um der Situation zu entfliehen, haben Steph Karl und ihre Freundin das Café dann verlassen. Doch der Mann habe nicht von ihnen ablassen wollen. Er habe sie verfolgt und dabei immer wieder das N-Wort gesagt. „Ich werde es nie vergessen. Ich habe vor Wut so geweint“, so Karl, die irgendwann der Situation ein Ende bereiten wollte. Sie habe sich umgedreht und dem Mann ins Gesicht gesagt: „Ich bin kein N-Wort, ich bin ein Mensch!“ Darauf soll der Mann zugeschlagen haben. In der darauffolgenden Rangelei soll der Mann zudem gebissen haben.
Lesen Sie auch: Nach Lützerath: Fridays for Future kündigt neuen globalen Klimastreik an >>
Als die Polizei eintraf soll sich der Mann unschuldig gegeben haben und sogar Anzeige gegen Karl erstattet haben. Diese wurde laut ihr aber inzwischen fallen gelassen. Dafür steht nun am Mittwoch der Mann vor Gericht. Bei ihm handelt es sich um den AfD-Bezirksverordneten Kai Borrmann aus Mitte. Laut AfD-Internet-Präsenz ist er Mitglied im Ausschuss für Schule, Sport, Stadtentwicklung und Facility Management, Weiterbildung und Kultur. Auf Twitter witzelt er über trans Personen, genderneutrale Sprache und plädiert für eine neutrale Haltung zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine.
Lesen Sie auch: Vergewaltiger-Cop vor Gericht: Dieser Polizist verging sich 18 Jahre lang an Frauen >>
Gegenüber der „Berliner Morgenpost“ hatte Borrmann die Auseinandersetzung auf der Straße übrigens bestätigt, aber angegeben, die Frauen nicht verfolgt, sondern habe zufällig den gleichen Weg gehabt zu haben – und, dass er das N-Wort nicht als Beleidigung genutzt habe. Laut „Tagesspiegel“ spricht aber wenig dafür: So lag seine Wohnung in der entgegengesetzten Richtung und auch sein Fahrrad blieb vor dem Laden angeschlossen. Am Mittwoch wird das Amtsgericht Tiergarten sich ein Bild des Falles machen.