Kurz vor seiner Festnahme missbrauchte er die nächste Joggerin

Die irre Welt des Serienvergewaltigers: So lockte er seine Opfer in die Falle

Wenige Stunden vor seiner Festnahme vergewaltigte der 29-Jährige erneut eine Frau. Wie immer mit der gleichen perfiden Vorgehensweise: Er sprach sie höflich an, dann zog er sie ins Gebüsch. 

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Polizisten stehen in der Neuen Kreisstraße in Wannsee und rufen Verstärkung. Auf einem der Privatgrundstücke konnte gerade der Serienvergewaltiger festgenommen werden. 
Polizisten stehen in der Neuen Kreisstraße in Wannsee und rufen Verstärkung. Auf einem der Privatgrundstücke konnte gerade der Serienvergewaltiger festgenommen werden. Morris Pudwell

Über einen Monat lang verbreitete er Angst und Schrecken. Seit Dienstagabend ist der Serienvergewaltiger (29) endlich gefasst. Nur wenige Stunden vor seiner Festnahme missbrauchte er erneut eine Joggerin. Wie auch bei den anderen sieben Taten sprach er die Frau ganz höflich an. Doch dann wurde aus dem freundlichen Spaziergänger eine besessene Bestie. Bizarr: Nach den Vergewaltigungen fragte er seine Opfer nach einem weiteren Treffen. 

Seit Mitte Juni hatte der Triebtäter Angst und Schrecken in Berlin und Brandenburg verbreitet. Er lauerte im Forst Grunewald, in Wannsee sowie im brandenburgischen Kleinmachnow und in Bernau sieben Frauen auf und missbrauchte sie. Meistens handelte er planlos. Sechs Opfer hat er vergewaltigt, eine Frau konnte sich aus seinen Fängen befreien. Oberstaatsanwalt Georg Bauer ist sich sicher, dass der Festgenommene für insgesamt acht Taten verantwortlich ist. Es gab drei besonders schwere Fälle. Sein erstes Opfer ist sogar minderjährig.

Seine Opfer sprach er freundlich an, dann würgte er sie

Die Vorgehensweise war immer die Gleiche. Laut Staatsanwaltschaft habe der 29-Jährige habe Opfer zunächst freundlich angesprochen, immer zu belebter Zeit. Dann habe er sie mit Gewalt gepackt und gewürgt. Die Frauen seien dann vom Weg weggezerrt worden, meist in ein entlegenes Gebüsch. Dabei habe er auch gefährliche Werkzeuge benutzt. Nach der Vergewaltigung habe er dann plötzlich eine andere Seite gezeigt. Er versuchte seine Opfer zu umsorgen. Und nicht nur das: Er soll die Frauen nach ihren Telefonnummern und nach einer Verabredung am nächsten Tag gefragt haben. 

Seine letzte Vergewaltigung brachte die Brandenburger Polizei auf seine Fährte. Der 29-Jährige soll am Dienstagvormittag auf einem Potsdamer Waldweg zwischen Babelsberg und Dreilinden eine Joggerin nach dem Weg gefragt haben. Als die Frau Vertrauen fasste, soll er sie überwältigt und dann vergewaltigt haben. Eine Spaziergängerin hatte das Opfer entdeckt. Alarmierte Polizisten bemerkten in der Nähe des Tatortes einen Fahrradfahrer, auf den die Täterbeschreibung genau passte. Der Verdächtige ließ sein Fahrrad fallen und flüchtete zu Fuß. Auch ein abgefeuerter Warnschuss in die Luft hielt ihn nicht auf.

Verdächtiger war in eine Sackgasse geraten – Polizei kesselte ihn ein

Die Polizei setzte daraufhin einen Hubschrauber, eine Drohne, Wasserschutzboote, Spürhunde und Pferde ein. Um kurz nach 19 Uhr kam der entscheidende Hinweis von einem Anwohner der Neuen Kreisstraße in Wannsee. Helmut J. telefonierte gerade mit seiner Frau, als er aus dem Fenster seines Wohnhauses schaute. „Ich konnte sehen, wie ein Mann mit weißem T-Shirt durch ein Loch im Zaun auf das Nachbargrundstück kroch. Er wirkte sehr panisch, als würde er vor etwas wegrennen“, erklärt der 63-Jährige dem KURIER. Helmut J. vermutete, dass der seit Stunden über Wannsee kreisende Hubschrauber etwas damit zu tun haben könnte. „Ich wählte die 110. Nur wenige Augenblicke später war hier alles voll mit Blaulicht“, so der Zeuge. 

Der gesuchte Verdächtige war auf einem der Grundstücke in eine Sackgasse gelaufen. Eine angrenzende Bahntrasse verhinderte, dass er weiterkam. Brandenburger Polizisten kesselten ihn ein und nahmen ihn fest. Bei dem Mann handelt es sich um einen wohnungslosen Serben, der sich zwischenzeitlich immer wieder im Ausland aufhielt. Er soll bereits Ende Dezember vergangenen Jahres und im März dieses Jahres zwei andere Straftaten in Berlin begangen haben. Mit Fingerabdrücken von einem Lauben-Einbruch konnten Ermittler ihn identifizieren. 

Laut Berliner Staatsanwaltschaft sei die Beweislage gut. Für die drei besonders schweren Fälle drohe bei einer Verurteilung eine Höchststrafe von fünf Jahren pro Tat. Der 29-Jährige sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft.