Das blutige Ende einer Männer-WG
Joachim H. (54) hat einen 83-jährigen Rentner mit einem Küchenmesser getötet. Am Montag begann der Prozess in Moabit

Der Rentner (83) hatte die Wohnung, sein Untermieter (54) putzte und kaufte ein. Doch die Männer-WG nahm ein blutiges Ende.
Joachim H. auf der Anklagebank. Er soll Robert Ö. in dessen Wohnung in Charlottenburg ein Küchenmesser in den rechten Nackenbereich gerammt haben – mit Wucht. Für den Rentner kam jede Hilfe zu spät.
„Er kam im Flur auf mich zu, warf einen mit Fäkalien gefüllten Beutel.“
Die Anklage gegen H. lautet auf Totschlag. Er aber sieht sich als Opfer: „Er kam im Flur auf mich zu, warf einen mit Fäkalien gefüllten Beutel.“ In der anderen Hand habe Ö. einen Gegenstand gehalten. Joachim H.: „Ich ging von einem Hammer aus.“
Die Nacht zum 12. September 2020 in der Zillestraße. Wieder einmal kam Lärm aus der Wohnung des Rentners. Gepolter, schlimme Schreie. Als würde jemand Schmerzen erleiden. Nachbarn alarmierten die Polizei.
Die Beamten gingen schließlich in die Wohnung. Ö. lag auf seinem Bett. Er starb noch am Tatort. Joachim H. hatte nach dem tödlichen Streit die Wohnung verlassen. Vier Stunden später klickten für ihn die Handfesseln.
Lesen Sie auch: Er rauschte über die Stadtautobahn, doch vor Gericht tritt er auf die Bremse>>
Die Klinge, die er dem Senior in den Körper rammte, war 17 Zentimeter lang. Joachim H. zur Richterin: „Ich hatte nicht erkannt, dass es sich um ein Küchenmesser handelte. Alles ging so schnell. Außerdem war es dunkel.“ Er sei so „aufgeregt und geschockt“ gewesen nach dem Ekel-Angriff mit dem Fäkalien-Beutel.
War es wirklich Ö., der das Messer ins Spiel brachte? Joachim H.: „Er stand vor mir, griff mich an.“ Er habe Ö. den Gegenstand abnehmen wollen. H.: „Es kam zu einer Rangelei, dabei muss ich ihn dann wohl gestochen haben.“
Sie kannten sich seit 20 Jahren. Nachdem H. im März 2019 seine Wohnung verloren hatte, konnte er bei Ö. zur Untermiete einziehen. Joachim H., zuletzt ohne Job: „Wir haben uns gegenseitig akzeptiert und uns geholfen.“ Er habe geputzt und eingekauft.
„Ich dachte, er stellt sich tot.“
Ab August 2020 aber überschattete eine Strafanzeige die Männer-WG: Ö. war zur Polizei gegangen. 4000 Euro seien ihm aus einer Schublade geklaut worden. Er verdächtigte H., der allerdings jegliche Vorwürfe zurückwies.
Der Angeklagte nun: „Er warf mir Dinge vor, die ich nicht gemacht habe.“ Die Richterin: „Welche Erklärung hätten Sie dafür?“ H.: „Er war wohl krank. Ich versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen.“
Als Ö. dann nach dem Streit im Flur auf dem Bett lag, habe er ihn gerüttelt. H.: „Ich dachte, er stellt sich tot.“ Er sei damals auch angetrunken gewesen – „große Erinnerung habe ich nicht an die Nacht“. Fortsetzung: 30. März. KE.