Viele Fahrräder stehen werktags vor dem S-Bahnhof Prenzlauer Allee. Dank Corona schlugen hier zuletzt weniger Diebe zu.
Viele Fahrräder stehen werktags vor dem S-Bahnhof Prenzlauer Allee. Dank Corona schlugen hier zuletzt weniger Diebe zu. Foto: Imago Images

Die Krise hat bekanntlich so manches Gewerbe in Berlin dramatisch durchgerüttelt. Dazu zählt auch das illegale, wie jetzt bekannt wird. Corona lässt Langfingern keine Chance. Während des Lockdowns im März, April und Mai ist die Zahl der Fahrraddiebstähle im Vergleich zu 2019 deutlich gesunken.

„Zwischen der 12. Kalenderwoche (Mitte März) und der 22. Kalenderwoche (Ende Mai) betrug der Rückgang der Fallzahlen rund ein Drittel“, teilt die Berliner Polizei auf Anfrage mit. Am stärksten ist die Differenz in der Woche vom 30. März bis zum 5. April gewesen. Wurden 2019 in dieser Woche noch 591 Räder gestohlen, waren es in diesem Jahr nur 248 Fahrräder. Das ist weniger als die Hälfte.

Danke, Corona, könnte man da meinen, oder? „Also ich finde es klasse, wenn die Diebstähle zurückgegangen sind. Wie kann man das nicht gut finden, wenn weniger Räder gestohlen werden?“, sagt Harald Moritz (62), Verkehrsexperte der Berliner Grünen und selbst Radfahrer. Er ist mit dieser Meinung nicht allein. Die Rad-Fans sind happy.

Doch woran genau liegt der Rückgang der Fallzahlen in der Corona-Krise? Der Berliner Fahrrad-Aktivist Heinrich Strößenreuther glaubt, dass die Zahl der Diebe während des Lockdowns deutlich gesunken sein muss, weil seit der Krise eigentlich mehr Leute Fahrrad fahren als vorher. Kontaktbeschränkungen, Reiseverbot und Abstandsregeln hätten demnach die Langfinger vielleicht verschreckt, so Strößenreuther.

Sabine Schumann von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) warnt vor vorschneller Freude. „Wir müssen jetzt die zweite Jahreshälfte im Blick behalten und können erst seriöse Aussagen treffen, wenn die Kriminalstatistik  für das Jahr 2020 veröffentlicht ist“, sagt die Polizistin dem KURIER.   

Corona habe die Menschen nicht wesentlich verändert, so Sabine Schumann. „Die Organisierte Kriminalität und die Beschaffungskriminalität lassen sich durch eine Pandemie nicht abschrecken. Die Täter machen jetzt keine Umschulung zum Busfahrer oder so. Sie suchen sich ihre Gelegenheiten, um weiterzumachen. Gelegenheit macht bekanntlich Diebe!“

Ein Blick auf die jüngsten Zahlen gibt ihr leider recht: In der letzten Woche wurden in Berlin 571 Räder gestohlen. Genauso viele wie im Vorjahr.