Bombenleger-Prozess

Feuerattacke auf Russen-Haus in Berlin! War es ein Putin-Gegner?

Seit Freitag sitzt Dmitry B. (55) vor Gericht – ein Ingenieur. Der Russe beteiligte sich bereits mehrfach an Protesten gegen Wladimir Putin.

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Der angeklagte Putin-Gegner sitzt seit Freitag als mutmaßlicher Brandbombenleger vor Gericht.
Der angeklagte Putin-Gegner sitzt seit Freitag als mutmaßlicher Brandbombenleger vor Gericht.Pressefoto Wagner

Ein gefährlicher Brandsatz im Gebäude einer russischen Nachrichtenagentur in Steglitz: Steckte Putin-Gegner Dmitry B. (55) hinter dem versuchten Anschlag?

Der Russe nun auf der Anklagebank. „Journalist und Ingenieur“ gab er als Berufe an. Ein Putin-Gegner, der seit rund 30 Jahren in Deutschland lebt. Kahler Kopf, fester Blick. In U-Haft seit achteinhalb Monaten.

Der Hauptvorwurf: der Versuch, „mit gemeingefährlichen Mitteln einen Menschen zu töten“. B. soll eine „unkonventionelle Spreng-Brandvorrichtung“ (USBV) gebaut und im Frühjahr 2022 in einem Kellerschacht eines Mehrfamilienhauses heimlich angebracht haben.

Wollte der Putin-Gegner Mitarbeiter einer russischen Nachrichtenagentur töten?

Ein Haus, das dem russischen Staat gehören soll. Mitarbeiter der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti und ihre Familien hätten dort gewohnt, so die Anklagte. B. habe in Kauf genommen, dass Menschen sterben könnten. Der Ankläger: „B. wusste, dass mehrere Personen, darunter ein vierjähriges Mädchen, dort wohnten.“

Bei dem Brandsatz soll es sich um einen Kanister mit einem Gemisch aus Altöl und Kraftstoff, verbunden mit einer Zündvorrichtung und einer Gaskartusche gehandelt haben. Aus „ungeklärten Gründen“ sei der Brandsatz nicht gezündet. Er wurde am 6. Mai vorigen Jahres entdeckt und von Spezialisten entschärft.

Putin-Gegner organisierte in Berlin bereits ein Protestcamp gegen den russischen Präsidenten

Als Kreml-Gegner organisierte B. in Berlin ein Protestcamp gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin, er protestierte vor dem Brandenburger Tor. Am 14. Dezember dann seine Festnahme.

Er bestritt einen Anschlagsversuch. B. behauptete, Opfer einer Intrige russischer Nachrichtendienste geworden zu sein. Ist er in eine Falle gelockt worden? Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft dagegen: „Die umfangreichen Ermittlungen haben dafür keine Anhaltspunkte erbracht.“

Ein Indizien-Prozess. So soll B. laut Ermittlungen kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine in sozialen Medien über das später betroffene Wohnhaus berichtet und erklärt haben, dass von dort „Krieg gegen uns alle“ geführt werde. Ermittler kamen auch zu der Einschätzung: B. sei in der Oppositionsszene nicht unumstritten gewesen.

B. schwieg am ersten Prozesstag. Einer seiner Verteidiger vor dem Gerichtssaal: „Er hat auf verschiedene Verbrechen des Putin-Regimes hingewiesen und ist mit seinen Aktionen offensichtlich unbequem gewesen.“

Im Prozess geht es um weitere Straftaten: B. soll durch falsche Angaben 14.000 Euro Corona-Soforthilfen erschlichen und in seiner Mietwohnung in Mitte die Strom- und Gasleitung angezapft haben. Fortsetzung: 8. September.