Berliner Schein-Unternehmer soll 500.000 Euro abgezockt haben. DARUM musste er jetzt mit Fußfesseln vor den Richter
61 mutmaßliche Taten sind angeklagt. Der Staatsanwalt ist überzeugt: V. betrieb seit Jahren ein komplexes Geflecht von Schein-Beschäftigungsverhältnissen, um staatliche Leistungen zu erhalten.

Kaum hatten die neuen Mitarbeiter den Arbeitsvertrag, meldeten sie sich krank: Die Geschäfte von Abdurrahim V. (53) sollen auf Schein aufgebaut gewesen sein.
Der Mann, der als Beruf Jurist und Journalist angibt, steht wegen Betruges vor Gericht. Auch Stütze soll er für sich und seine Tochter abgezockt haben. 61 mutmaßliche Taten sind angeklagt – es geht um mehr als eine halbe Million Euro.
V. ist die Rolle als Angeklagter nicht fremd: Er ist einschlägig vorbestraft. Wegen der jetzigen Vorwürfe wurde er vor sechs Monaten verhaftet. Im Saal musste er mit Fußfesseln sitzen – selten ordnen Berliner Richter das an.
Der Angeklagte hob die Hand: „Ich beantrage, dass meine Fesseln entfernt werden.“ Der Richter: „Die Maßnahme ist erforderlich.“ Denn V. soll üble Drohungen ausgesprochen haben.
Dreist und brillant klingt, was ihm Konten gefüllt haben soll. Der Staatsanwalt ist überzeugt: „V. betrieb seit Jahren mittels Scheinfirmen ein komplexes Geflecht von Schein-Beschäftigungsverhältnissen, um staatliche Leistungen zu erhalten.“
Die Scheinfirmen führte der Angeklagte unter Einsatz von Strohleuten
Bei fiktiven Firmen, darunter eine angebliche Unternehmensberatung, und Gesellschaften wurden Personen angestellt laut Anklage. Richtig tolle Gehälter auf dem Papier. Die Anklage: „Die Scheinfirmen führte V. teilweise unter Einsatz von Strohleuten.“
Bei den angeblichen Top-Mitarbeitern soll es sich oft um Stütze-Empfänger gehandelt haben – „die zumeist geringqualifiziert waren und nicht über umfassende Deutschkenntnisse verfügten“, so die Anklage.
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Masche sei gewesen: Nur Wochen nach Beginn des Schein-Jobs mussten sich die angeblichen Arbeitnehmer krank melden. V. habe dann Krankengeld und Pflegegeld beantragt, in anderen Fällen habe er Eingliederungszuschüsse erschlichen. Im Prozess ging es zunächst nicht um die Vorwürfe, sondern um seine Psyche. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.