AfD-Politiker Kai Borrmann wurde wegen eines rassistischen Übergriffs verurteilt, Kool Savas war das Urteil viel zu lasch.
AfD-Politiker Kai Borrmann wurde wegen eines rassistischen Übergriffs verurteilt, Kool Savas war das Urteil viel zu lasch. dpa/Marion van der Kraats, Imago/Eventpress

Der Fall hatte schon im Vorfeld für Aufsehen gesorgt, nun wurde ein Urteil gesprochen. Der Berliner AfD-Politiker Kai Borrmann wurde am Dienstag vor dem Amtsgericht Tiergarten zu einer Geldstrafe verurteilt, nachdem er eine junge Frau beleidigt, angegriffen und gebissen hatte. Der bekannte Rapper Kool Savas, der mit dem Opfer befreundet ist, ätzte später auf Instagram gegen das Urteil. Er empfindet es als viel zu lasch.

Rassismus-Prozess gegen AfD-Politiker Kai Borrmann

Der Fall um Kai Borrmann, der für die AfD in der BVV-Mitte sitzt, hatte bereits vor dem Prozess-Auftakt vor einigen Wochen für ziemliches Aufsehen gesorgt. Das lag auch daran, dass das Opfer, die Moderatorin Steph Karl, den Fall zuvor auf Instagram öffentlich gemacht hatte, ohne dabei den Namen des Beschuldigten zu nennen. Sie trat in dem Prozess als Nebenklägerin auf. 

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AfD-Politiker Kai Borrmann mit seinem Anwalt vor Gericht.
AfD-Politiker Kai Borrmann mit seinem Anwalt vor Gericht. dpa/Marion van der Kraats

Am Ende folgte das Gericht ihren Ausführungen und denen der Staatsanwaltschaft und sah es als erwiesen an, dass Borrmann, Karl mit dem N-Wort beleidigt habe, ihr gefolgt sei, sie geschlagen und in den Schwitzkasten genommen hatte und ihr kräftig in den Oberarm gebissen hatte. Die Wunde, das belegten Fotos, war noch ein Jahr nach dem Vorfall zu sehen. Und auch mental hatte die Attacke Karl sichtlich mitgenommen, wie sich auch im Prozess zeigte. Als die Richterin den Tathergang und auch das N-Wort wiederholte, brach die Nebenklägerin in Tränen aus. 

AfD-Politiker Borrmann: Geldstrafe nach Rassismus-Attacke

Die Richterin kam zu dem Schluss, dass Borrmann sein Opfer „kränken, herabwürdigen“ wollte, blieb aber dennoch unter der Forderung von Staatsanwaltschaft und Nebenklage. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von sieben Monaten auf Bewährung gefordert, Nebenklageanwalt Danny Lehnert sogar ein Jahr Haft. Letztendlich wurden es 180 Tagessätze á 60 Euro, insgesamt 10.800 Euro. Damit hat die Richterin die Anzahl möglicher Tagessätze zur Hälfte ausgereizt. Borrmann gilt damit als vorbestraft.

Der bekannte Rapper Kool Savas, der als enger Freund von Steph Karl dem Prozess beiwohnte, fand das Urteil gegen den AfD-Politiker viel zu mild. Auf Instagram machte er seinem Ärger Luft. „Ich finde das übertrieben enttäuschend“, sagte er in seiner Story. „Das bedeutet bedeutet nämlich, dass man einfach losgehen kann, man kann die Leute rassistisch beleidigen, sie schlagen, kann den Traumata zufügen. Und es passiert nicht mehr, als dass man ein paar Tagessätze abdrücken muss.“

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Rapper Kool Savas bei einem Auftritt im Jahr 2019.
Rapper Kool Savas bei einem Auftritt im Jahr 2019. Imago/HMB-Media

Kool Savas: Richterin erteilt Rassisten einen Freibrief

Kool Savas, der mit bürgerlichem Namen Savaş Yurderi heißt, erklärte, der Prozess habe Signalwirkung gehabt, doch die Richterin habe eine Chance verstreichen lassen. Sein Vorwurf: „Im Endeffekt hat die Richterin allen Nazis, Rassisten, Faschisten da draußen einen Freibrief erteilt, Menschen aufgrund ihrer äußerlichen Merkmale zu diskriminieren, anzugreifen, zu beleidigen, zu attackieren.“ Zahlreiche Menschen schlossen sich dieser Aussage auf Instagram an. Auch die als „Quattromilf“ bekannte Autorin Jasmina Kuhnke bezeichnete das Urteil als Armutszeugnis.

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Ob es bei diesem Urteil bleibt, ist indes noch unklar. Innerhalb einer Woche können alle Beteiligten Berufung und Revision einlegen. Ob Steph Karl und ihr Anwalt davon gebrauch machen werden, war direkt nach dem Urteil noch unklar. Gegenüber der „taz“ sagte Karl: „Ich muss erstmal alles sacken lassen und klarkommen psychologisch. Ich bin froh, dass ich ihn nicht mehr sehen muss.“