Eine der Journalistinnen musste in der Berliner Charité behandelt werden.
Eine der Journalistinnen musste in der Berliner Charité behandelt werden. Marc Tirl/dpa

In Berlin ermittelt das Landeskriminalamt zu möglichen Vergiftungserscheinungen von russischen Journalistinnen, die im April an einer Konferenz des russischen Regierungskritikers Michail Chodorkowski in der deutschen Hauptstadt teilgenommen hatten. Der Sachverhalt werde vom polizeilichen Staatsschutz bearbeitet, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage, gab aber mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen keine weiteren Einzelheiten bekannt. Zuerst hatte die „Welt am Sonntag“ darüber berichtet.

Die Zeitung schrieb über einen Bericht des russischen Portals „Agentstvo“. Demzufolge hätten zwei Konferenzteilnehmerinnen über gesundheitliche Probleme geklagt. Eine von ihnen, die Leiterin einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in den USA, habe nach dem russischen Medienbericht im sozialen Netzwerk Facebook von ihren Symptomen berichtet.

Demnach, so der Bericht, habe sie „seltsame Symptome“ und einen „akuten Schmerz“ gespürt, geblieben sei ein Taubheitsgefühl. Sie habe die Vermutung geäußert, möglicherweise mit einem Nervenkampfstoff vergiftet worden zu sein, der von einem westlichen Geheimdienst untersucht worden sei. Auf Anfrage der „Welt am Sonntag“ habe sie auf Ermittlungen des FBI in ihrer Wahlheimat USA verwiesen.

Kreml-Kritiker nicht nur im Zusammenhang mit der Kritik am Ukraine-Krieg weltweit gefährdet

Bei der zweiten Betroffenen könnten die Symptome dem russischen Medienbericht zufolge schon vor der Konferenz im April aufgetreten sein, schrieb die „Welt am Sonntag“. Sie habe sich in Berlin in die Charité begeben.

Kreml-Kritiker sind nicht nur im Zusammenhang mit der Kritik am Ukraine-Krieg weltweit gefährdet, weil sie sich oft öffentlich gegen die russische Regierung und insbesondere gegen den Kreml, den Sitz der russischen Regierung, aussprechen. Dies kann neben der Kritik am Angriffskrieg gegen die Ukraine verschiedene Gründe haben:

Politische Unterdrückung: Die russische Regierung unter Präsident Wladimir Putin hat eine lange Geschichte der Unterdrückung politischer Opposition und Kritiker. Kritiker werden oft diffamiert, eingeschüchtert, verhaftet oder sogar angegriffen. Dies schafft ein Klima der Angst und Unsicherheit für Menschen, die es wagen, ihre Stimme gegen die Regierung zu erheben.

In einigen Fällen werden Kreml-Kritiker gezielt angegriffen oder sogar ermordet

Medienkontrolle: Die russische Regierung hat eine starke Kontrolle über die Medien im Land. Dies ermöglicht es ihr, ihre eigene Version von Ereignissen zu verbreiten und Kritiker zu diffamieren. Journalisten und Medien, die kritisch über die Regierung berichten, stehen unter Druck und werden oft zensiert oder bedroht.

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Gezielte Angriffe: In einigen Fällen werden Kreml-Kritiker gezielt angegriffen oder sogar ermordet. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Fall von Alexander Litwinenko, einem ehemaligen russischen Geheimdienstmitarbeiter, der 2006 in London mit radioaktivem Polonium vergiftet wurde. Es gibt auch andere ähnliche Fälle, bei denen Kritiker und Oppositionelle auf unerklärliche Weise verletzt oder getötet wurden.

Internationale Auswirkungen: Kreml-Kritiker können auch außerhalb Russlands gefährdet sein. Die russische Regierung hat in der Vergangenheit versucht, ihre Gegner auch im Ausland einzuschüchtern oder anzugreifen. Dies führt dazu, dass sich Kreml-Kritiker weltweit bedroht fühlen und um ihre Sicherheit besorgt sind.