Untreue-Prozess in Berlin

Aus Liebeskummer! Mitarbeiterin verzockt 145.000 Euro Krankenkassen-Geld

Alles hatte mit der Trennung von ihrem Lebensgefährten begonnen. Die Richterin verurteilte die Mitarbeiterin wegen Untreue.

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Die Angeklagte bekam am Dienstag eine Bewährungsstrafe aufgebrummt.
Die Angeklagte bekam am Dienstag eine Bewährungsstrafe aufgebrummt.Pressefoto Wagner

Im Kummer suchte sie Trost bei Online-Spielen. Allerdings verzockte Doreen H. (51) Geld, das sie als Mitarbeiterin einer Krankenkasse veruntreut hatte.

Sie langte 40 Mal über fiktive Rechnungen zu, um fremdes Geld für ihr virtuelles Glück abzuzweigen. Insgesamt 145.000 Euro verjubelte sie per Mausklick.

Reuig war die Frau aus Wilmersdorf vor der Richterin: „Ich möchte mich entschuldigen.“ Alles habe mit der Trennung von ihrem Lebensgefährten begonnen. Doreen H. (Name geändert): „Ich kam damit nicht klar, habe mich versteckt, fand das Leben furchtbar. Dann entdeckte ich Online-Spiele.“

Für das nötige Geld auf dem Konto zapfte sie ihre Arbeitsstelle an. Doreen H. war bei einer Krankenkasse fürs Erfassen von Rechnungen zuständig. Bei ihr landeten vor allem solche für Schwangerschaftsabbrüche.

Sie erfand Rechnungen, gab sie weiter, hatte Glück als Kriminelle: „Ich probierte es aus – zwei Tage später war das Geld auf meinem Konto, ich war erschrocken.“ Kurz habe sie gezögert, dann aber weiter mit falschen Rechnungen dreist ihr Konto gefüllt.

Wie im Rausch will Doreen H. gespielt haben: „Nächtelang, dann eine Stunde geschlafen und zur Arbeit.“ Immer wieder neues Geld beschafft, um sich eine virtuelle Welt zu basteln. Das sollte den nagenden Liebeskummer betäuben. Ein teurer Spielspaß: Die Abzockerin geriet durch Zukäufe während solcher Spiele („In-Game-Käufe“) in die Kostenfalle.

145.000 Euro Krankenkassen-Geld muss sie zurückzahlen

Doreen H.: „Das mit dem Spiel war ein schleichender Prozess. Ich vertraute mich niemandem an, auch nicht meiner Mutter.“ Im Büro jeden Tag die Angst vor dem Auffliegen -„ich habe dann den Arbeitgeber gewechselt.“

Vorbei und vergessen schien ihre Abzocke über zwei Jahre hinweg. Doch dann der Schock: Plötzlich erst Post von der Justiz und dann die Polizei im Haus. Etwa drei Jahre später war man ihr durch eine Prüfung auf die Schliche gekommen. Beamte durchsuchten ihre Wohnung, sie gestand sofort den Schwindel.

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Die Richterin: „Sie war dem Online-Spiel verfallen.“ Nicht durch Glücksspiel im Online-Casino verjubelte sie fremdes Geld – „sie ist in eine Welt geflüchtet“. Die Taten seien ihr leicht gemacht worden – „ein Vier-Augen-Prinzip gab es nicht“.

An Knast schrammte sie vorbei: Wegen Untreue und Computerbetrugs gab es ein Jahr und zehn Monate Haft auf Bewährung sowie Einziehung von 145.000 Euro.