Der Angeklagte Demir A. sitzt seit Donnerstag in Berlin vor Gericht.
Der Angeklagte Demir A. sitzt seit Donnerstag in Berlin vor Gericht. Pressefoto Wagner

Ein strenger Vater, der es mit dem eigenen Verhalten alles andere als genau nahm: Demir A. (44) stach seine Frau nieder – seine Tochter (13) zog ihn weg.

Der Bulgare geknickt auf der Anklagebank. Ein Jammer-Geständnis ließ er verlesen: „Ich verlor die Kontrolle über mich, ich wollte sie nicht treffen.“ Ein „Versehen“ sei es gewesen.

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Seine Frau hatte ihn einen Monat zuvor aus der Wohnung geworfen. Weil er soff, weil es immer wieder Streit gab. Vor allem zur älteren Tochter war er streng – „ich war in Sorge, sie war schwierig, schwänzte auch die Schule“. Er habe sie „schützen“ wollen. Und wütend habe ihn gemacht, mit welcher Leichtigkeit seine Frau damit umging.

Vor dem Rauswurf verlor er seinen Job als Betonbauer – es lag wohl vor allem am Alkohol. Demir A.: „Ich war deprimiert, konnte meine Töchter nicht sehen, war zum Teil obdachlos, hatte keine Sachen und kein Geld.“ Seine Frau habe auf Anrufe oder WhatsApp-Nachrichten nicht reagiert – „ich war in Sorge, es machte mich auch wütend“.

Betonbauer schluchzte vor Gericht

Am 23.Oktober war er auf einer Geburtstagsfeier. Demir A.: „Irgendwann kippte meine Laune. Ich bekam ein brennendes Gefühl, meine Frau und Kinder zu sehen.“ Gegen Mitternacht tauchte er am 23. Oktober vor dem Wohnhaus der Familie auf. Demir A.: „Ich hatte Bier und Wodka getrunken, hatte kein Zeitgefühl und dachte nicht daran, dass sie schlafen könnten.“

Irgendwie soll er sich Zugang zur Wohnung verschafft haben. Der strenge Blick des Vaters stellte fest: Die ältere Tochter war noch immer nicht zu Hause – „mitten in der Nacht irgendwo da draußen, ich war in Sorge“. Seine Frau habe es aber locker gesehen, habe ihn gefragt: „Was willst du hier?“

Der Angeklagte schluchzte immer wieder, als seine Anwältin seine Aussage verlas. Die Frau, die er nach islamischem Recht geheiratet hatte, habe ihn tief gekränkt. „Schau dich an, wie ekelhaft und widerlich du bist“, habe seine Frau geschimpft. „Du bist kein Mann!“ Es habe ihn „extrem verletzt“. Demir A.: „Es tat so weh.“

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Erst flog ein Glas durch die Küche, traf die Frau aber nicht. Er sollte gehen. Er wollte nicht. Die Anklage: „Dann stach er mit einem Küchenmesser, das er von der Geschirrablage genommen hatte, in die linke Brust.“

Wie schlimm der Stich war, habe der Betonbauer nicht erkannt

Er wollte laut Anklage noch einmal zustechen. Doch die 13-jährige Tochter ging dazwischen und zog ihn von der Mutter weg. Maria K. (Name geändert) fiel lebensgefährlich verletzt zu Boden, erhob sich dann und verließ die Wohnung, holte Hilfe. Nur durch eine Not-OP konnte ihr Leben gerettet werden.

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Demir A. behauptete nun: „Ich wollte sie umarmen und beruhigen, aber nicht verletzen.“ Wie schlimm der Stich war, habe er nicht erkannt. „Ich verspürte unendliche Reue und bin einfach weggerannt.“ Er mache sich große Vorwürfe: „Wie konnte ich nur so feige sein und ihr nicht helfen. Wie konnte ich nur so saufen.“

Demir A. saß gebeugt auf der Anklagebank: „Den ängstlichen Gesichtsausdruck meiner Tochter werde ich nie vergessen.“ Der Prozess um gefährliche Körperverletzung geht Donnerstag weiter.