Islamistischer Anschlag : Amokfahrt auf der A100: Tatverdächtiger in Psychiatrie
Sarmad A. (30) rammte mehrere Fahrzeuge. Er deutete die bevorstehende Tat bei Facebook an. Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes in mindestens drei Fällen.

Die Amokfahrt auf der A100 war ein islamistischer Anschlag! Der Iraker Sarmad A. (30), der gezielt mehrere Fahrzeuge rammte, kommt vorläufig in die Psychiatrie. Das habe am Mittwoch ein Haftrichter antragsgemäß entschieden, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
„Er ist dringend verdächtig, Jagd auf Motorradfahrer gemacht zu haben“, erklärt Staatsanwaltssprecher Martin Steltner zuvor. „Äußerungen des Beschuldigten nach seinen Tathandlungen legen eine religiös-islamistische Motivation nahe.“ Bei dem islamistischen Anschlag wurden sechs Personen verletzt, drei davon schwer. Nach bisherigen Erkenntnissen des Staatsschutzes hatte Sarmad A. am Dienstagabend, kurz vor 19 Uhr, auf der A100 zwischen Wilmersdorf und der Abfahrt Alboinstraße in Tempelhof mit seinem Opel Astra zunächst ein anderes Auto touchiert.
Dann rammte er einen Motorradfahrer. Dieser erlitt Kopf- und Wirbelverletzungen und schwebte auch am Mittwoch noch in Lebensgefahr. Dann setzte er seine Amokfahrt fort und streifte gezielt einen weiteren Motorroller, woraufhin der Fahrer stürzte. Schließlich drückte er ein Motorrad auf ein anderes Auto und kam zum Stehen.
Der 30-Jährige stieg aus und stellte eine alte Munitionskiste auf das Autodach. Als zwei Polizisten ihn ansprachen, soll er unter anderem „Allahu Akhbar“ (Gott ist der Größte) gerufen haben. Sarmad A. soll den Beamten zudem gedroht haben, dass ihnen Schreckliches passiere, sollten sie sich nähern. Die beiden Polizisten entschlossen sich, den 30-Jährigen zu überwältigen. Aufgrund des Polizeieinsatzes saßen an der Ausfahrt Alboinstraße etwa 300 Menschen in ihren Autos fest. Sie mussten ihre Fahrzeuge verlassen und teilweise zu Fuß weitergehen.

Da die Polizisten nicht ausschließen konnten, dass sich in der Kiste Sprengstoff lag, rückte ein Entschärferteam an und röntgte den Behälter. Schließlich schoss es die Kiste mit einem scharfen Wasserstrahl auf. Darin fanden die Spezialisten lediglich Werkzeug. Da der polizeibekannte Mann bereits früher in einem psychiatrischen Krankenhaus in Berlin untergebracht war, soll auch sein psychischer Zustand untersucht werden. Es gebe „Hinweise auf eine psychische Labilität“, sagt Steltner.
Ankündigung bei Facebook: „Und ich sage Märtyrer“
Sarmad A. kam als Flüchtling nach Deutschland. Er hat einen Duldungsstatus bis Ende des Jahres und wohnt in einer Ein-Zimmer-Wohnung in Reinickendorf. Auf seiner Facebook-Seite hat er Sprüche aus dem Koran gepostet. Unter anderem präsentierte er am Dienstag mehrfach den Opel, mit dem er wenige Stunden später die Taten auf der Autobahn verübte. Überschrieben sind die Bilder unter anderem mit „Am Freitag gehen wir nach Palästina. Gott ist groß und Gott überzeugt alle. Und ich sage Märtyrer.“ Das kann als Ankündigung des Anschlags verstanden werden. Ein Nachbar von Sarmad A. will gehört haben, wie dieser den ganzen Tag lautstark in seiner Wohnung gebetet habe. „Und er hat sehr viel geweint“, sagte er dem KURIER. Eine weitere Nachbarin bestätigt: „Gegen Mittag wurde er so laut, ich wollte schon die Polizei holen.“

Auch am Mittwochmorgen ging die Tatortarbeit der Polizei weiter. Mitarbeiter des Tatorterkennungsdienstes ließen eine Drohne aufsteigen, um Luftaufnahmen anzufertigen, weshalb die A100 zwischen Kreuz Schöneberg und Alboinstraße in Richtung Neukölln gesperrt wurde. Es kam zu langen Staus, auch auf den umliegenden Straßen. Das Auto des Täters wurde für die weitere Beweissicherung abgeschleppt.

Foto: Eric Richard
Beim Staatsschutz wurde eine eigene Ermittlungsgruppe gegründet. Anhaltspunkte, dass Sarmad A. Mitglied einer terroristischen Vereinigung ist, seien bisher nicht bestätigt worden. Der Staatsanwaltssprecher: „Es gibt entsprechende Erkenntnisse, dass er Kontakte ins islamistische Milieu gehabt haben könnte, und dem gehen wir nach.“ Wie der Spiegel berichtet, soll Sarmad A. Kontakt zu einem Mann gehabt haben, der als islamistischer Gefährder eingestuft war und der Terrormiliz „Islamischer Staat“ zugeordnet wird.