Die Naturwissenschaftlerin mit Doktortitel nun vor Gericht. Keine Spur von Einsicht.
Die Naturwissenschaftlerin mit Doktortitel nun vor Gericht. Keine Spur von Einsicht. Foto: Pressefoto Wagner

Sie hupte, drängelte mit ihrem SUV von hinten, preschte von Lücke zu Lücke. Bis Christa R. (62) von Polizisten von ihrem hohen Ross gezogen wurde. Die Naturwissenschaftlerin mit Doktortitel nun vor Gericht. Keine Spur von Einsicht: „Ich habe nur versucht, so schnell wie möglich durchzukommen, Lücken zu nutzen.“ Sie sei nicht unbeherrscht oder zu schnell gefahren.

Als Rambo-Fahrerin fiel sie im August 2019 auf der Potsdamer Straße auf. Ein anderer Autofahrer (49) beobachtete riskantes Schneiden und Drängeln, rief die Polizei. Kurz darauf sahen Beamte den blauen Volvo, wollten Christa R. stoppen.

Polizist K. (38): „Ich stand auf der Mittellinie zwischen zwei Fahrstreifen. Sie sah mich an, auf mein Haltesignal reagierte sie nicht.“ Der SUV kam auf ihn zu: „Ich bin zurück, musste aber nicht springen.“ Er sei zu seinem Kollegen in den Funkwagen - „wir hinterher“. Unterstützt von einer zweiten Funkstreife.

Lesen Sie auch: In diesem gläsernen Saal werden ab jetzt Berlins schwere Jungs verknackt>>

Bis sie den Volvo einkeilen konnten. Da zeigte sich Frau Doktor uneinsichtig und renitent. Beamter K.: „Sie stellte den Motor nicht ab und wollte nicht aussteigen.“ Wer nicht hören will, muss fühlen: „Die Dame wurde vorläufig festgenommen.“ Nach einer widerspenstigen Einlage: „Sie machte sich steif, als ich sie aus dem Wagen zog, klammerte sich fest am Türrahmen.“ Sie wurde zur Sicherheit kurz in Handschellen gelegt.

Der Verdacht auf Trunkenheit am Steuer bestätigte sich nicht. Es kam zur Anklage wegen Nötigung und tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte. Was war los mit der Frau, die seit 1984 den Führerschein hat und ohne Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei ist?

Sechs Monate Fahrverbot

Christa R. (Name geändert) pikiert: „Ich hatte es aus triftigem Grund eilig.“ Rücksichtslos habe sie sich als Autofahrerin nicht verhalten, einen Polizisten auf der Fahrbahn nicht wahrgenommen. Der Verteidiger: „Es war eine Ausnahmesituation.“ Von Medikamenten war nun die Rede, die Christa R. ausnahmsweise nicht eingenommen habe. Freispruch verlangte Frau Doktor: „So etwas kommt nicht mehr vor. Ich werde weiterhin eine ganz aufmerksame Autofahrerin sein.“

Der Richter sah es wie die Staatsanwältin: „Sie sind auf einen Polizeibeamten zugefahren, um sich den Weg frei zu machen.“ 3900 Euro Geldstrafe (60 Tagessätze zu je 65 Euro) verhängte er und sechs Monate Fahrverbot. Die allerdings sind abgegolten, denn der Führerschein von Christa R. wurde unmittelbar nach der Rambo-Fahrt eingezogen. KE.