„Zu DDR-Zeiten hätten Se Kühlerfrostschutz nehmen können!“ Wie ich den Garten ökologisch korrekt winterfest machen wollte
Was tun, damit die Wasserrohre unter der Laube nicht einfrieren? Geht das auch ohne Chemiekeule? Das wollte KURIER-Autorin Claudia Pietsch herausfinden.

Zur Weltklimakonferenz in Glasgow hat Aktivistin Greta Thunberg starke Worte gefunden. Sie nannte das Treffen einen Fehlschlag und tadelte: „Dies ist nicht länger eine Klimakonferenz. Dies ist jetzt ein Greenwashing-Festival des globalen Nordens, eine zweiwöchige Feier des Business as usual und des Blablabla!“
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Greenwashing, ein Schimpfwort für Produkte und Projekte, die nur so tun, als ob. Sofort erinnere ich mich an meinen lange gehegten Plan, in diesem Jahr unseren brandenburgischen Garten ökologisch korrekt auf den Winter vorzubereiten. Damit ist nicht der Igelunterschlupf für dessen langen Schlaf gemeint, den Haufen dafür haben wir schon am Anfang des Herbstes hergerichtet. Ich wollte auch das Häuschen auf eine moderne Art winterfest machen. Grüner Winter im einsamen Sommerhaus sozusagen.
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Das Vorhaben: Nachdem das Wasser abgelassen und die Pumpe abgeschraubt ist, in diesem Jahr etwas Umweltfreundliches für den Frostschutz von Abflüssen und Trapsen benutzen. Einfach ohne Salz und Chemie auskommen. Denn irgendwann kommt doch alles im Abwasser an. Und wer möchte in diesen Zeiten schon ein ökologischer Tunichtgut sein.
Frostschutz für Wasserrohre: „Wat Ökologischet ham wa nich“
Ich mache mich auf den Weg zum Baumarkt, er ist nur etwa 5 Kilometer entfernt. Aber ich nehme statt des Fahrrads das Auto. Die dünne Entschuldigung für mich selbst: Es war dieser Tag in der vergangenen Woche, an dem es von morgens bis abends in Strippen geregnet hat.
Im Markt erläutere ich einer sehr freundlichen Verkäuferin mein Anliegen: Sie sagt überzeugt: „Also zu DDR-Zeiten hätten Se Kühlerfrostschutz nehmen können, aber dit is ja jetzt verboten. Wat Ökologischet ham wa nich. Gloobe ick. Oda se müssen ma kieken.“
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Ich also ab ins Labyrinth der Gänge, irre erst durch die Lampen-, dann durch die Weihnachtsdekoabteilung (mein lieber Scholli, gibt es hier viel Plastik!) bis ich ein Regal finde, in dem es nach Autozubehör aussieht. Da stehen sie auch schon die Kanister mit Scheiben- oder Kühler-Frostschutzmitteln in Grün oder Blau. Sehr ökologisch wirken sie alle nicht . Auf den Etiketten prangen in grellen Farben unterschiedliche Warnhinweise, die schon unheimlich aussehen und aus Umweltsicht wohl nichts Gutes bedeuten. Weil so etwas nicht in meinen Plan passt, ziehe ich unverrichteter Dinge wieder ab.
Garten winterfest machen: Die Zeit drängt, der Frost kommt sicher
Später lese ich im Internet, man könne sich auch selbst ein Frostschutzmittel aus Essig, Spiritus, Spülmittel und Wasser mischen. Das eigne sich zumindest für Autoscheiben. Ob das auch für die Trapse im Gartenhäuschen das Richtige ist? Aber die Zeit drängt, man weiß ja in klimawandelnden Zeiten nicht, ob und wann Väterchen Frost in die Mark Brandenburg einzieht. Doch ich bin mir immer noch nicht im Klaren darüber, was ich vor dem Winter in die Abflüsse schütten werde. Es tut mir leid, Greta.
Claudia Pietsch schreibt montags im KURIER über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com