Work-Life-Balance und 4-Tage-Woche: Hat die Generation Z wirklich keine Lust auf Arbeit?
Work-Life-Balance oder wie gut funktioniert der Dialog zwischen den Generationen?

Lieber Leserin und lieber Leser, Strand statt Werkbank, Hobby statt Karriereplanung, 4-Tage-Arbeitswoche in Zeiten des Fachkräftemangels statt malochen für den Wohlstand … die Generation Z, kurz „Gen Z“ (ab 1995 geboren, jetzt zwischen 14 und 28 Jahre alt) ist in den Schlagzeilen.
Arbeitsmarkt-Experten werfen ihr vor, dass mit ihr nicht viel anzufangen sei. Für mich klingt die Forderung nach einer 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich wie das süße Rauschen einer schönen Zukunftsmusik. Ins Grübeln kam ich neulich bei einem Gespräch mit einem Bauern in Brandenburg, der mir von seinem Arbeitsalltag berichtete.
Wird bald niemand mehr Lust haben, täglich für Tiere zu sorgen? Und noch ein Gespräch hat mich nachdenklich gemacht: Ein Manager, der bald 60. Geburtstag feiern wird, hat vor ein paar Jahren nach dem plötzlichen Tod eines Freundes beschlossen, keine 12-Stunden-Tage mehr zuzulassen. Inzwischen organisiert er sich einen freien Nachmittag pro Woche.
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Mancher baut ein Generation-Z-Feindbild auf
Das funktioniert bis auf wenige Ausnahmen. Die Work-Life-Balance ist in den Führungsetagen der Unternehmen angekommen, schließlich beeinflusst sie, wie lange jeder gesund am Start ist – oder eben nicht. Das ist für mich ein Hinweis darauf, dass nicht nur die jungen Menschen ihr Arbeitspensum kritisch hinterfragen. Immer mehr Babyboomer gehen beispielsweise vorzeitig in den Ruhestand vor dem eigentlichen Rentenbeginn.
Nun haben wir alle immer schnell Urteile parat und so mancher ist schon dabei, ein Generation-Z-Feindbild aufzubauen: die jungen Leute, die mit Arbeit nix am Hut haben und viel lieber Hobbys ausleben, „Wohlstandskinder“ eben. Dabei kommen erst einmal ohne jegliche Differenzierung alle in einen Topf.
Nun war es anscheinend schon immer so, dass die Älteren den Jüngeren die Maßstäbe vorsetzen und erklären, wie sie leben, lieben, arbeiten sollen. Genauso erfolgte dann die Rebellion auf der Seite der Jüngeren. Bloß nicht so werden wie die Alten!
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Konfrontation zwischen den Generationen hat noch nie geholfen
Das hat aber gegenwärtig eine neue, bisher unbekannte Dimension. Für viele junge Menschen ist dieser scheinbar grenzenlos wachsende Wohlstand kein Lebensziel mehr, denn den Zusammenhang zwischen maßlosem industriellen Wachstum und Klimawandel leugnen heute wohl nur noch notorische Ignoranten. Die Generation Z wird wie keine andere vor ihr die harten Folgen des Klimawandels zu spüren bekommen. Dazu eine immer älter werdende Gesellschaft, Krieg in Europa, leere Staatskassen …
Konfrontation zwischen den Generationen hat noch nie geholfen. Sie schafft Gräben, über die hinweg Kommunikation schwierig wird. Ich denke, wir, die wir älter sind, sollten genau hinhören, nachfragen und ab und zu zurückdenken, wie schwierig es für uns war, einen Platz im Leben zu finden. Und manchmal wackelt auch der noch immer gehörig.
Reden ist in jedem Fall besser als vorschnelle Urteile.
Ihre Sabine Stickforth
KURIER-Autorin Sabine Stickforth schreibt jeden Dienstag über das Leben über 50 in Berlin.
Anregungen an wirvonhier@berlinerverlag.com.