Der klare Kommentar

Was wir von der Generation Pause lernen können

Junge Leute nehmen sich immer häufiger eine Auszeit vom Berufsleben. Da sollten wir uns ein Beispiel dran nehmen.

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Ein bisschen treiben lassen: Die Generation Pause lebt es vor.
Ein bisschen treiben lassen: Die Generation Pause lebt es vor.Zoonar/IMAGO

„Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen“ – seit 5000 Jahren immer das gleiche Thema: Wir hatten noch eine Arbeitsmoral, aber die Jugend ist einfach zu faul. Glauben Sie nicht? Das Zitat am Anfang ist nicht etwa von einem deutschen Arbeitgeber, sondern vom griechischen Philosophen Aristoteles. Es scheint, als ob von Beginn der menschlichen Aufzeichnungen an die „Jugend von heute“ für alles Schlechte auf dieser Welt verantwortlich gemacht wurde.

Die „Generation Pause“ hat das Faulenzen nicht erfunden

Früher – früher war alles besser, sogar die Jugend. Ja, aber wie sah „früher“ denn aus? Ich denke da zum Beispiel an meinen Onkel, der jetzt erfolgreicher Geschäftsmann ist, aber in seiner Jugend ständig die Schule geschwänzt hat, um in Südfrankreich zu surfen und Mädchen anzubaggern. Oder ich denke an meinen ehemaligen Chef, der zehn Jahre lang studiert hat, weil er das Studentenleben so sehr genossen hat und nicht so richtig wusste, was er beruflich machen sollte. Heute stehen die Männer fest im Leben, hätten sich in der „Generation Pause“ aber sicher wohlgefühlt.

Ich denke auch an die „Flapper“ aus den 20er-Jahren: junge Frauen, die sich stark schminkten, rauchten, Alkohol tranken und freizügig anzogen. Das nennt man heute nostalgisch die Goldenen Zwanziger – früher war es ein Skandal.

Die Generation Pause vor Hundert Jahren: Von Flappern hat man früher gesagt, sie wären faul. Heute sind die das Symbol der Goldenen Zwanziger.
Die Generation Pause vor Hundert Jahren: Von Flappern hat man früher gesagt, sie wären faul. Heute sind die das Symbol der Goldenen Zwanziger.Everett Collection/IMAGO

Flapper waren junge Frauen, die sich gegen Autorität aufgelehnt haben. Und das aus gutem Grund! Der Trend entstand in den USA, wo in der Prohibitionszeit Alkohol verboten war und nur in illegalen Flüsterkneipen getrunken werden konnte. Bei jungen Menschen kam das natürlich nicht gut an, und es blühte deswegen die autoritätsfeindliche Untergrundszene. Als die Prohibition vorbei war, gab es auch keine Flapper mehr.

Eine Pause – nicht nur für Generation Z

Was Krisen angeht, in denen sie sich von Autoritätspersonen im Stich gelassen fühlen, bekommen junge Leute auch heute die volle Breitseite ab. Ob Corona-Krise, Klimawandel, ständige Veränderung auf dem Arbeitsmarkt. Wenn da das Schlimmste ist, dass sie sich nach der Schule eine Auszeit nehmen – was ist schon dabei?

Vielleicht sollten wir es ihnen sogar nachmachen. Wir alle erleben jeden Tag Krisen, und es ist kein Ende in Sicht. In Pausen kommt das Gehirn zur Ruhe, aus Pausen holen wir Energie. Pausen helfen gegen Burnout und halten uns am Leben. Deswegen: Statt über junge Leute zu meckern, gönnen wir uns doch lieber eine Pause!