Was sind schon Zahlen? In Zukunft sind wir alle einfach „fifty up“!
Wenn Körper und Geist fit sind, sollten wir auf Zahlen pfeifen und uns einfach jung fühlen, meint KURIER-Autorin Sabine Stickforth.

Liebe Leserin und lieber Leser, meine Freundin Christina kam gerade aus Kenia zurück, wo sie drei Wochen ehrenamtlich für ein Schulprojekt gearbeitet hatte. Noch voll von Eindrücken beschrieb sie den Bildungshunger der jungen Generation und berichtete von den Lebensweisen in Stadt und Land.
Jetzt auch lesen: Fuchs, du hast das Telefon gestohlen, gib es wieder her! >>
Eine ihrer Geschichten gebe ich gern weiter. Im Rahmen des Projektes war die kleine Gruppe in einem Dorf zu Gast. Die Einwohner versammelten sich in der Mitte der Siedlung, erzählten von ihrem Leben und tanzten. Da wollte Christina von einer betagten Frau wissen, wie alt sie ist. Die Antwort: „Fifty up“. Hm.
„Fifty up“ klingt ziemlich flott und auch ein bisschen sexy
Auch die nächsten zwei alten Menschen erwiderten auf die Frage nach dem Alter mit der gleichen Aussage: „Fifty up“, also über 50. Schnell erkannte meine kluge Freundin das enorme Potenzial dieser Antwort. Nein, wir sind nicht alt. Wir sind einfach nur „Fifty up“. Klingt ziemlich flott und ein bisschen sexy.
Jetzt auch lesen: Muttertag – in der DDR kannte man das aus dem Westfernsehen >>

In einer Zeit, in der Schönheit oftmals mit Jugend gleichgesetzt wird, wird es besonders für Frauen „Fifty up“ höchste Eisenbahn, mit diesen stereotypen Diskriminierungen aufzuhören. Für unsere zweiten Lebenshälfte passt das Bild des schwachen, einsamen und trägen Menschen nicht.
Alt sein heißt nicht, dass wir uns zur Ruhe setzen müssen
Wir sind selbstbewusst, unternehmungslustig, haben Lust auf Abenteuer, tragen – wenn wir es wollen – kräftige Farben und schillernde Outfits. Mehr denn je sind unsere beruflichen Erfahrungen heute gefragt. Wir engagieren uns ehrenamtlich und stecken voller Pläne.
Jetzt lesen: Der „Wetten, dass..?“-Ikone ganz nah: Als Thomas Gottschalk plötzlich meine Hand hielt ... >>
Diese Lebensweisheit spüren unsere Enkel oft deutlicher als die eigenen Kinder. Oder wie sollte man erklären, dass die jüngste Generation oftmals Oma und Opa mehr erzählt als Mama oder Papa? Großeltern hören zu und wissen, dass Brüche zum Leben gehören. Sie spenden Trost und helfen beim Weg hinaus in die Welt.
Und dennoch, wenn jemand nach dem Alter fragt und die Zahl mit einer „6“ oder gar „7“ beginnt, klingt das ziemlich ernüchternd. Mit 80 + ist das schon wieder anders, denn es wird als Errungenschaft verbucht, so alt zu werden. Der Satz: „Zu sagen, dass man alt ist, wird zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung“, stammt von der großartigen Schauspielerin Judi Dench, Jahrgang 1934, gesagt in einem Interview mit der Zeitschrift Madame.
Lesen Sie dazu auch: Deutschland im Bären-Fieber: Bitte keine Panik, aber Respekt! >>
Wenn Körper und Geist fit sind, genießen wir in der zweiten Hälfte des Lebens jeden Tag und fühlen uns jung. Und wenn dennoch einer fragt, wie alt wir sind, sagen wir: „Fifty up“. Was sind schon Zahlen?
Bleiben Sie fit, wissensdurstig und optimistisch.
Ihre Sabine Stickforth
KURIER-Autorin Sabine Stickforth schreibt jeden Dienstag über das Leben über 50 in Berlin.
Anregungen an wirvonhier@berlinerverlag.com.