Am Donnerstag kommt nun endlich auch in Deutschland ein sehnsüchtig erwarteter Film in die Kinos: „Wicked“, der erste Teil der Verfilmung des gleichnamigen Hit-Musicals. Doch „Wicked“ ist nicht nur unter Musical-Fans beliebt, sondern ist auch seit seiner Uraufführung vor mehr als 20 Jahren ein Liebling des Internets.
Das Internet wartet ungeduldig auf die Verfilmung von „Wicked“
Nach „Der König der Löwen“ und „Das Phantom der Oper“ ist „Wicked“ das dritterfolgreichste Musical aller Zeiten weltweit. Im Gegensatz zu den anderen beiden Musicals ist der Erfolg von „Wicked“ aber gleichzeitig mit der zunehmenden Verbreitung des Internets aufgekommen, weswegen dieses Stück inzwischen untrennbarer Teil der Internetkultur ist. Die Verfilmung und die dazugehörigen Interviews sorgen dafür, dass das Musical jetzt auch bei jüngeren Generationen wieder in aller Munde ist.
Gerade Interviews für neue Filme werden im Internet nämlich ganz schnell zu Witz-Material. Ich glaube, es war Lupita Nyong’o, die mal gesagt hat, dass Pressetouren für Filme eine moderne Art der Folter sind. Und auch wenn es vielleicht übertrieben ist, irgendwas ist schon dran: Von frühmorgens bis spätabends müssen die Stars auf einem Platz sitzen und in der Regel tausende Variationen der immergleichen Fragen beantworten, dabei ist immer eine Kamera auf sie gerichtet.
Dass man da manchmal mit der Zeit ein bisschen wirr wird – verständlich. Dass das dann von außen betrachtet absurd wirkt – kann durchaus vorkommen. Wenn dann wie bei der „Wicked“-Pressetour die beiden Stars von Anfang an schon sehr emotional sind, weil sie Rollen spielen durften, die seit wohl zehn Jahren zu den begehrtesten Rollen Hollywoods zählen – dann hat man eigentlich den perfekten Moment für virale Internet-Momente.
@myydigitaldiary_ Wicked Interview with Cynthia Erivo & Ariana Grande { #wicked #wickedthemusical #wickedmovie #arianagrande #cythiaerivo #jonathanbailey #defyinggravity ♬ original sound - ☆・゜・。・゜。・。・゜★・。・。
Ariana Grande und Cynthia Erivo verwirren in „Wicked“-Interviews
Die meisten Wellen geschlagen hat wohl ein Interview mit Out-Reporterin Tracy E. Gilchrist, das die perfekte Kulmination davon war. Gilbert steigt in das Gespräch ein mit der Aussage, dass Menschen sich in den letzten Tagen den Text von „Defying Gravity“ (dem bekanntesten Song des Musicals) anhören und „sich dafür richtig Platz nehmen“. Cynthia Erivo (die die Elphaba spielt und das Lied singt) legt sich daraufhin ergriffen die Hand aufs Herz: „Genau das wollte ich“. Ariana Grande, die Schauspielerin der Glinda, nimmt daraufhin Erivos Zeigefinger in die Hand und tappt mit ihrem eigenen Zeigefinger ermutigend drauf.
Wenn Sie das jetzt verwirrt hat, liegt das nicht (unbedingt) an meinen schlechten Erklärungskünsten oder daran, dass Sie einer anderen Generation angehören. Niemand hat verstanden, was dieser Austausch bedeutete. Das Interview wurde zitiert, auseinandergenommen, analysiert. Weil es sich so sehr verbreitete, meldeten sich schließlich nach und nach alle drei Beteiligten zu Wort und gaben zu: Sie haben in dem Moment selbst nicht verstanden, was sie da eigentlich taten oder sagten. Es war wohl einfache eine Mischung aus Übermüdung und hoher Emotionalität. Solche Momente hat wohl jeder Mal, wobei die wenigsten sie auf Video haben.
Ich glaube, was „Wicked“ und die verwirrten Interviews gerade so beliebt macht, ist auch, dass das alles kurz nach der US-Wahl geschieht, und Leute einfach dankbar sind für ein bisschen Leichtigkeit im Leben – und dafür, zu sehen, dass auch Stars deswegen vielleicht ein bisschen durch den Wind sind. Und was eignet sich schließlich besser zur Ablenkung als ein geliebtes Musical?
Jana Hollstein schreibt immer dienstags für den KURIER über die große weite Welt des Internets. Mails an wirvonhier@berlinerverlag.com ■