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Von wegen harter Rockstar: Leslie Mandoki ist ein echter Gentleman

Der manchmal etwas grimmige Gesichtsausdruck von Leslie Mandoki gehört zum Rockstar-Image dazu, löst sich bei einem persönlichen Treffen mit dem Musiker aber in Luft auf, wie ich – Julia, Promi-Redakteurin aus Leidenschaft – feststellen konnte.

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Für ein Interview mit Leslie Mandoki sollte man sich Zeit nehmen.
Für ein Interview mit Leslie Mandoki sollte man sich Zeit nehmen.Christian Schulz

Wenn man mich fragt, welches mein anspruchsvollstes Interview in zehn Jahren als Promi-Redakteurin war, würde ich auf jeden Fall sagen: Das im Juli 2023 mit Leslie Mandoki. Anlass für das Interview war die Tour zum 30-jährigen Jubiläum der ManDoki Soulmates – Mandokis 1993 gegründete Jazzrock-Band – und die Veröffentlichung des neuen Albums „A Memory Of My Future“ im kommenden Jahr.

„Leslie Mandoki musst du intelligente Fragen stellen“

Schon vor dem Interview denke ich mir, dass ein Gespräch mit dem Musikproduzenten, der auch als Sänger, Schlagzeuger, Komponist und Songwriter tätig ist, eine kleine Herausforderung sein wird – zumindest für mich. Warum? Weil erstens ich als Boulevard-Reporterin lieber – nun ja – Boulevard-Fragen stelle. Und weil zweitens Small Talk nicht Mandokis Ding ist. Das merke ich schon bei der Recherche und anhand der Tatsache, dass für das Interview eine Stunde angesetzt ist. Niemals zuvor habe ich für ein Interview – und ich habe inzwischen wirklich viele Interviews geführt – eine Stunde als Zeitangabe bekommen. „Dem musst du auf jeden Fall intelligente Fragen stellen“, sagt mir meine Mutter im Vorfeld. Intelligente Fragen? Wie ist das gemeint?

Der manchmal etwa grimmige Gesichtsausdruck von Leslie Mandoki täuscht.
Der manchmal etwa grimmige Gesichtsausdruck von Leslie Mandoki täuscht.Weißfuß/imago

Eigentlich hat Leslie Mandoki ein Assistententeam, das sich um seine Termine kümmert. Doch wegen eines kleinen Missverständnisses schreibt mir der Musiker persönlich einige Mails, die er stets mit einer besonders freundlichen Verabschiedung wie „Herzlichst Ihr Leslie Mandoki“ beendet.

Und so wundert es mich auch nicht, dass der Musiker persönlich im Foyer eines Berliner Hotels auf mich wartet und mich – natürlich – herzlich begrüßt. Für den 70-Jährigen ist es eine Selbstverständlichkeit, dass er mich stets vorausgehen lässt, mir ein Getränk anbietet und mir die Wahl des Sitzplatzes überlässt. Ich hingegen erlebe solche Gentleman-Qualitäten nicht sehr oft.

Nick van Eede, David Clayton-Thomas, Till Brönner, Leslie Mandoki und Bobby Kimball als ManDoki Soulmates (v.l.n.r.)
Nick van Eede, David Clayton-Thomas, Till Brönner, Leslie Mandoki und Bobby Kimball als ManDoki Soulmates (v.l.n.r.)F. Kern/Future Image/imago

Leslie Mandoki als Stachel im Fleisch der Gesellschaft

Dann startet das Interview. Selbstverständlich habe ich mich vorbereitet. Wie war das noch mal mit den intelligenten Fragen? Letztendlich brauche ich die nicht wirklich. Leslie Mandoki würde sich eh nicht an einen vorgefertigten Fragenkatalog halten. Der Musiker kommt von sich aus auf die Themen zu sprechen, die ihm wichtig sind und das sind die aktuellen Krisen, der Krieg gegen die Ukraine und seine persönliche Geschichte als freiheitsliebender Rebell, der nicht warten wollte, bis der Eiserne Vorhang in Ungarn fällt, sondern sein Schicksal selbst in die Hand nahm und 1975 nach Deutschland floh.

Und plötzlich fällt mir auf: Eine Stunde Interview ist gar nicht so lang und sie ist angebracht – zumindest, wenn man mit Leslie Mandoki spricht. Mal eben fünfzehn Minuten mit der Musik-Legende über das Weltgeschehen plaudern, das funktioniert nicht. Viel zu wichtig sind seine Botschaften, mit denen der Visionär etwas verändern will. Sein Leitmotiv, auf das er immer wieder zurückkommt: „Rockmusik ist ein Stachel im Fleisch der Gesellschaft.“ So langsam wird mir klar, was meine Mutter meinte …

Das Interview mit Leslie Mandoki lesen Sie am kommenden Sonntag (6. Juli) im Berliner KURIER.