Großes Gedränge auf der Grünen Woche in der Halle von Sachsen-Anhalt: Vor allem an diesen Ständen gab es vieles Neues aus dem Osten zu entdecken.
Großes Gedränge auf der Grünen Woche in der Halle von Sachsen-Anhalt: Vor allem an diesen Ständen gab es vieles Neues aus dem Osten zu entdecken. dpa/Soeren Stache

Derzeit könnte man meinen, im Osten läuft gar nix mehr. Vor allem im östlichen Berlin, wo seit Monaten die U-Bahnzüge der U2 wegen einer Wolkenkratzer-Baustelle am Alex nicht mehr fahren. Auch auf anderen Strecken wartet die BVG mit Unterbrechungen auf. Zum Glück läuft es anderswo in unserer Region wie geschmiert. Da gibt es so viel Neues aus dem Osten – man muss es nur entdecken.

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Zum Beispiel auf der Grünen Woche, die noch an diesem Wochenende geöffnet ist. Dort ist der Ansturm auf die Produkte aus dem Osten enorm. Als ich mich vor wenigen Tagen im dichten Besucherstrom durch die Hallen von Meck-Pomm und Co. durchdrängelte, war ich erstaunt, was so ostdeutscher Erfindergeist alles an neuen Leckereien ausbrüten kann.

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Hanf ist der große Trend im Osten: Ein Stand in der Sachsen-Anhalt-Halle auf der Grünen Woche bietet Snacks, Tee und Snacks aus dieser umstrittenen Pflanze an.
Hanf ist der große Trend im Osten: Ein Stand in der Sachsen-Anhalt-Halle auf der Grünen Woche bietet Snacks, Tee und Snacks aus dieser umstrittenen Pflanze an. Volkmar Otto

Etwa bei den Sachsen, die ja als besonders pfiffig gelten. Da bietet eine Wurstmanufaktur aus Bautzen jetzt Burger aus dem Fleisch einheimischer Fische wie Barsch und Wels an. Sogar eine Fischwurst als Bratwurst haben sie im Angebot– wer hätte das gedacht. Für mich als Angler öffnen sich da ganz neue Perspektiven.

Noch mehr Erstaunliches gibt es in der Halle von Sachsen-Anhalt. Dass man vom übermäßigen Genuss von alkoholischen Getränken „blau“ werden kann, ist nichts Neues. Doch blaues Bier habe ich noch nie gesehen. Gibt es aber – und stammt aus dem Osten. Die Idee dazu hatten Studenten und Lehrer an der Hochschule Anhalt in Köthen. Mit einer besonderen Alge färben sie das Bier blau. Nun ist die Hochschule damit auf der Grünen Woche. Ob ihr Bier schmeckt? Ehrlich, ich war dienstlich auf der Messe, da trinke ich doch keinen Tropfen Alkohol!

„Real Ocean Blue“ heißt das blaue Bier aus Sachsen-Anhalt. Hochschulstudenten benutzten Algen für das farbige Getränk.
„Real Ocean Blue“ heißt das blaue Bier aus Sachsen-Anhalt. Hochschulstudenten benutzten Algen für das farbige Getränk. KAT-Netzwerk

Berauschend ist auch das, was am Ende der Sachsen-Anhalt-Halle am Stand der Hemp-Germany-GmbH aus Quedlinburg angeboten wird. Tee, Öle, Liköre, Schokolade und andere Snacks – alles mit Hanf hergestellt. Keine Angst, die rauschauslösenden Wirkstoffe der Pflanze sind darin nicht enthalten, versichert mir ein Firmenmitarbeiter. Und so nehme ich mir eine Kostprobe der „Hanfnüsse“. Der Snack schmeckt und ich überstehe ihn ohne Nebenwirkungen.

Nicht jede Bratwurst ist auch eine, wie wir sie kennen. In Sachsen fabriziert eine Manufaktur sie sogar aus Fischfleisch. 
Nicht jede Bratwurst ist auch eine, wie wir sie kennen. In Sachsen fabriziert eine Manufaktur sie sogar aus Fischfleisch.  Imago/Shotshop

Aber nicht nur in Sachsen-Anhalt scheint man auf Hanf zu stehen. Vor allem im Nordosten unseres Landes fährt man neuerdings so richtig auf diese Pflanze ab, die so mancher Zeitgenosse leider nur zum Kiffen nutzt. In der Müritz-Gegend in Mecklenburg-Vorpommern findet man riesige Plantagen. Denn Hanf ist nicht nur als Lebensmittel oder  als Kosmetik-Rohstoff gut. Die Pflanze dient mittlerweile auch als nachhaltiger Baustoff, mit dem man etwa Spanplatten herstellen kann.

Ein Müritz-Fischer mit traditionellem Aal und Sprotte auf der Grünen Woche- paar Hallen weiter zeigen Sachsen, wie man aus Fisch Wurst und Burger macht.
Ein Müritz-Fischer mit traditionellem Aal und Sprotte auf der Grünen Woche- paar Hallen weiter zeigen Sachsen, wie man aus Fisch Wurst und Burger macht. Volkmar Otto

Und wie sieht es nun mit Neuem aus dem Osten in Berlin und Brandenburg aus? Zwischen Spreewaldgurken, Backwerk, Kaffee-Röstereien, Bier-Brauereien und weißen Gummimäusen habe ich da nichts wirklich Innovatives sehen können. Abgesehen von dem Holland-Vergnügungspark vor den Toren Berlins im Panketal, der sich auf der Grünen Woche präsentiert. Der ist zwar für mich neu. Aber den Park gibt es schon seit vergangenem Frühjahr.

Da werde ich  wohl ins Auto oder in den Zug steigen müssen, um beispielsweise nach Eisenhüttenstadt zu fahren, denn die Gegend wurde gerade von einem Reisemagazin zum Touristenziel des Jahres erklärt. Oder ich mache eine Tour nach Guben, wo nun endlich der wirtschaftliche Aufschwung zu erleben sein soll. Wie gesagt: Das Neue aus dem Osten –  man muss es schon entdecken.

Norbert Koch-Klaucke schreibt jeden Freitag im KURIER über Geschichten aus dem Osten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com