Vergesslichkeit im Alter: Warum das kein Grund zur Beunruhigung ist - und was Sie dennoch dagegen tun können
Wer älter wird, vergisst immer wieder Dinge. Das geht auch unserer Kolumnistin nicht anders. Sie erklärt, warum das nicht immer ein Grund zur Sorge ist und wie sie ihr Gehirn trainiert.

Liebe Leserinnen und liebe Leser,
geht es Ihnen ähnlich? Leicht ist mal der Name eines Bekannten vergessen. Beim Einkaufen die Butter, oder sogar der Geburtstag einer Verwandten. Die Brille wieder mal verlegt oder das Handy. Womöglich fällt einem aber auch grad ein bestimmtes Wort nicht ein. Einzelne Aussetzer des Gedächtnisses sind normal und noch kein Grund zur Beunruhigung oder gar Krankheitszeichen.
Bis zu einem gewissen Grad ist vorübergehende Vergesslichkeit völlig normal. Das Vergessen hat sogar eine wichtige Funktion für die Gedächtnisleistung. Das Gehirn filtert Unwichtiges von Wichtigem und es schafft Platz für neue Inhalte.
So bleibt ihr Kopf im Alter fit
Um mit steigendem Alter auch im Kopf fit zu bleiben, ist es wichtig, sich körperlich und geistig beweglich zu halten. Vieles spricht dafür, dass wir Alterungsprozesse des Gehirns damit positiv beeinflussen können. Wissenschaftliche Studien fragen daher öfter nach Lebensgewohnheiten, die unsere grauen Zellen auf Trab bringen. Auch Menschen, die bereits Gedächtnisschwächen haben, können dagegen aktiv angehen.

Ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm verbessert die Leistungsfähigkeit und insbesondere die Gedächtnisleistung. Das zeigt das Ergebnis einer Studie der Universitätsklinik Ulm, die 65 Teilnehmer mit Gedächtnisproblemen im durchschnittlichen Alter von 71 Jahren über 22 Wochen untersuchte. Die Vielfalt der Aktivitäten erwies sich als entscheidend für die geistige Fitness. Ob Lesen, Radfahren, Ehrenamt oder Spieleabend mit Freunden. Je vielseitiger die körperlichen und geistigen Beschäftigungen, desto besser war die geistige Leitung. Eigentlich ist das doch aber auch klar, oder? Denn wer nur auf dem Sofa vorm Fernseher hockt, fordert sich selbst nicht heraus. Da passiert dann nichts mehr im Kopf.
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Dass insbesondere Tanzen das Risiko für eine Demenzerkrankung senken kann, belegt eine Langzeitstudie des Albert Einstein College in New York. Sie liefert eindrucksvolle Daten von 469 Teilnehmern über einen Zeitraum von 21 Jahren. Genauso ist das bei Kreuzworträtsel-Fans und eifrigen Lesern.
Körperliche Bewegung fördert die Durchblutung des Gehirns und hat einen guten Effekt auf die geistige Leistung. Insbesondere in Verbindung mit Gehirntraining und einer gesunden Ernährung. Pflegen wir also unsere Hobbys und probieren immer mal wieder etwas Neues aus. Das könnte ein Sprach- oder Malkurs, Singen im Chor sein. Theatervorstellungen oder regelmäßige Besuche in Berlins tollen Museen. Je nach ihren Interessen und Neigungen.
Machen Sie ruhig mal ein Nickerchen – ihr Hirn wird es Ihnen danken
Neben körperlicher und geistiger Aktivität, sind es aber auch Momente der Ruhe, die sich positiv auf die Gedächtnisleistung auswirken. Mittagsschlaf, Entspannungspausen und kleine Nickerchen helfen Lerninhalte zu speichern und Erinnerungen zu festigen.
Soziale Kontakte halten die grauen Zellen ebenfalls fit. Bei Menschen, die in ihrem Leben viele Freundschaften pflegen, ist die graue Hirnsubtanz im Alter besser erhalten als bei weniger geselligen. Ein Netzwerk aus Menschen, die zu uns passen, uns wertschätzen und unterstützen bestärkt die geistige Gesundheit. Das belegt eine australische Studie mit fast 1500 Teilnehmern im Alter von über 70 Jahren über einen Zeitraum von 10 Jahren.
Ob Bewegung, Gehirnjogging, Ernährung und soziale Kontakte halten wir im Namen unseres guten Gedächtnisses dieses auf Trab.
Ihre Sabine Stickforth
Sabine Stickforth schreibt jeden Dienstag im KURIER über das Leben über 50 in Berlin.
Anregungen an wirvonhier@berlinerverlag.com.