Unfassbare Tat: Unbekannter setzt 26 süße Kaninchen im Park aus! Wer bringt so etwas übers Herz?
Sie saßen zusammengepfercht in Umzugskartons, ohne Futter, ohne Wasser, ohne Heu. Die traurige Geschichte der Kaninchen vom Tegeler See.

Wieder ist eine Woche vergangen, wieder schreibe ich meine wöchentliche Tier-Kolumne – und wieder muss dabei eine Frage im Mittelpunkt stehen, die ich an dieser Stelle immer wieder stellen muss: Wie herz- und skrupellos können Menschen sein? Das Tierheim in Falkenberg berichtet aktuell von einem Fall, der absolut sprachlos macht.
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Erst vor ein paar Tagen wurden die Mitarbeiter des sowieso prall gefüllten Kleintierhauses auf dem Gelände vor eine neue Mammutaufgabe gestellt: In einem Park nahe des Tegeler Sees wurden sechs Kartons entdeckt, in denen jemand insgesamt 26 Kaninchen ausgesetzt hatte. Bilder aus dem Tierheim zeigen das gesamte Ausmaß: Hilflos zusammengekauert hocken die wehrlosen Tiere in den Umzugskartons, zusammengepfercht und ohne Schutz.
Unfassbare Tat: 26 Kaninchen wurden in Kartons ausgesetzt
Die Tiere kamen zu den Tierschützern nach Falkenberg, wurden hier behandelt und aufgenommen. Viele seien unterernährt gewesen, hätten außerdem Augenentzündungen gehabt oder gar Verletzungen wie Bisse. Wasser, Futter, Heu oder andere Beigaben gab es in den Kartons nicht. Wie schlimm der Hunger der Kaninchen war, konnten die Mediziner sehen: In der Tierarztpraxis des Tierheims hätten die Kaninchen teilweise angefangen, die Zellstoff-Unterlagen zu fressen.
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Hinzu kommt: Neben Jungtieren saßen auch Kaninchen in den Kartons, die noch Nachwuchs erwarten – mit den 26 Tieren dürfte für das Tierheim das Ende der Fahnenstange also noch nicht erreicht sein. Abgesehen davon, dass ein solcher Fund für die Mitarbeiter eine große Herausforderung darstellt, die bis zum Umfallen arbeiten müssen, um alle Tiere zu versorgen – die Kaninchen-Flut verursacht auch echte Platz-Engpässe. Auf Facebook rufen die Tierschützer nun zum Spenden auf, damit die Tiere versorgt werden können.

Bleibt eine Frage offen: Was steckt dahinter? Aufgrund der Geschichten, die ich als KURIER-Reporter bereits erleben und über die ich berichten musste, habe ich eine Vermutung. Ich glaube, dass einem vermeintlichen Tier-Freund hier die eigene Kaninchenhaltung gewaltig außer Kontrolle geriet. Vermutlich begann alles ganz sachte, doch die unkastrierten Tiere vermehrten sich immer weiter, bis der- oder diejenige keinen Rat mehr wusste. Und dann: Letzter Ausweg Pappkarton.
Mein Kaninchen begleitete mit meine gesamte Schulzeit
Ich verstehe es nicht, im Gegenteil: Es macht mich unfassbar wütend. Was vielleicht auch daran liegt, dass ich in meiner kompletten Kindheit und Jugend selbst Kaninchen und Meerschweinchen hatte. Ich wuchs auf dem Dorf auf, die Tiere verbrachten ihre Zeit in einem Stall im Freien. Im Sommer gab es dazu ein großes Freilaufgehege, das mein Vater aus Draht und Holz gezimmert hatte – und mit dessen Hilfe die Tiere immer neue Ecken der großen Wiese vor dem Haus erkunden konnten.
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Wenn der saftige Löwenzahn auf den Wiesen des Dorfes wuchs, wurde das Abendessen per Hand gepflückt – und auch sonst ging es den Tieren gut. Streicheleinheiten, viel Liebe und gesundes Futter, aber auch frische Luft und ein stressfreies Leben sorgten dafür, dass das wohl wichtigste Kaninchen im Stall buchstäblich steinalt wurde. Dieser Teil der Geschichte scheint beinahe unglaublich – und noch heute staunen wir darüber.

Ich bekam das Tier zu meiner Einschulung geschenkt, von einem Nachbarn, der Kaninchen züchtete. Als ich knapp 12 Jahre später in der Nacht meines Abschlussballs nach Hause kam, lag es tot im Stall. Meine gesamte Schulzeit über war das Kaninchen treuer Begleiter – umso weniger kann ich die herzlose Tat vom Tegeler See verstehen.
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Erst recht nicht, wenn man bedenkt, wie wenig Chancen man so kleinen, wehrlosen Tieren lässt. Nicht falsch verstehen: Es ist immer schlimm, ein Tier auszusetzen, egal welcher Art. Aber: Hunde oder Katzen können im Idealfall zumindest auf sich aufmerksam machen, wenn sie in einer bedrohlichen Situation sind. Kaninchen, die es nicht mal schaffen, selbstständig aus dem Karton zu kommen, können das nicht.

Auch viele Tierheim-Fans im Netz reagieren mit Entsetzen. „Ich schäme mich schon fast, zur Rasse Mensch zu gehören“, schreibt eine Frau. „Einfach unfassbar“ eine andere. Ich hoffe nur, dass sich all das nicht wiederholen wird. Dass sich in den Händen des Halters nicht noch weitere zehn Kaninchen befinden – und schon in ein paar Monaten die nächsten Kartons am Tegeler See stehen. Und ich hoffe, dass sich die Tierschützer im Tierheim nicht unterkriegen lassen. Sie sind Helden.
Florian Thalmann schreibt jeden Mittwoch im KURIER über Tiere.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com