Tier-Schicksal mit Happy End: Hinter den Strahlenschildkröten im Tierpark Friedrichsfelde liegt eine unfassbare Reise
Heute können sie im Grünen leben - und das haben sie aufmerksamen Zollbeamten zu verdanken.

Seit Jahren schreibe ich für den KURIER über die Tiere dieser Stadt – und habe deshalb auch in diesem Jahr unzählige Vierbeiner und ihre Geschichten kennen gelernt. Manchmal sind sie schön, manchmal gehen sie ans Herz – aber oft drehen sie sich leider auch um die Frage, wozu Menschen in der Lage sein können. Ein krasses Beispiel: Im Tierpark in Friedrichsfelde besuchte ich vor einiger Zeit die Strahlenschildkröten. Wunderschöne Tiere, die hier in Grünen leben. Zum Glück. Denn: Sie wurden bei Schmugglern beschlagnahmt, die versuchten, sie illegal nach Europa zu bringen – eingeschweißt in Klebefolie!
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Es ist ein Bild, das berührt: Fein säuberlich aufgereiht liegen sie beim Zoll in Hong Kong, 57 Schildkröten, im September 2019 aus den Händen von Schmugglern befreit. Für Schildkröten-Fans ein Bild des Grauens, denn jedes der Tiere ist eingeschweißt in Klebefolie. Wohin sie sollten, welches Schicksal ihnen drohte? Unklar.
Ungewisses Schicksal: Was mit den Schildkröten passiert wäre, ist unklar
Vielleicht hätte man sie als Haustier gehalten, vielleicht aber auch zu angeblichen Heilmitteln verarbeitet oder als Delikatesse verspeist. Doch sie hatten Glück: Bei einer Kontrolle fielen den Beamten die Tiere auf. Für die Schildkröten ein Start in ein neues Leben.
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Ein Teil von ihnen lebt heute im Tierpark in Friedrichsfelde, am nordöstlichen Zipfel – in einer Anlage, gelegen am unteren Zugang der Gebirgslandschaft. Und das ist auch sein Verdienst: Tierpark-Kurator Markus Klamt holte einige der Tiere her. „Sie wurden unter katastrophalen Bedingungen transportiert, aber zum Glück entdeckt“, erzählt er mir, als wir auf der Anlage stehen.
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„Man wusste gar nicht, wie lange die schon unterwegs waren. Sie sind dann erstmal in Quarantäne gekommen, wurden auf einer Farm aufgepäppelt.“ Denn Strahlenschildkröten seien sehr sensible Tiere. „Sie waren völlig dehydriert und komplett gestresst.“ Etwas später bot der Tierpark Hilfe an, schließlich gibt es hier genug Platz.
„Bürokratisch ist das alles nicht so einfach, aber ende April diesen Jahres durften wir sie endlich importieren“, sagt er. Nach einiger Zeit auf der Quarantäne-Station des Tierparks leben die Schildkröten nun seit Juni auf der naturnahen Anlage.

Mittlerweile haben sie sich gut eingelebt. „Sie werden noch etwas brauchen, bis sie sich völlig erholt haben“, sagt Klamt. Doch die Odyssee hat Spuren hinterlassen. Die sichtbarsten sind wohl die großen Zahlen, die die Tiere auf ihrem Panzer tragen. Schon in Hong Kong seien die Schildkröten markiert worden, um sie davor zu schützen, dass sie wieder in die Hände von skrupellosen Händlern gelangen. Und auch für die Tierpfleger bringt die Nummerierung Vorteile, denn so können sie das Verhalten und den Gesundheitszustand der Tiere besser beobachten und dokumentieren.
Lebende Fossilien: Schildkröten leben seit Jahrtausenden auf der Erde
Klamt ist nicht nur im Tierpark, sondern auch privat Schildkröten-Fan, hält privat auch welche. „Mich fasziniert, dass sie fast immer da waren, also schon viele Jahrtausende auf der Erde leben“, sagt er. „Sie leben in jedem Lebensraum, vom Meer bis in die Savanne – und sie werden oft unterschätzt.“

Schildkröten könnten unter anderem sehr gut gucken, auch auf weite Distanzen – und sie können Farben sehr gut erkennen. „Und sie können Menschen erkennen und auseinanderhalten.“
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Mit der Adoption der Zoll-Schildkröten leistet der Tierpark auch einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz. 2Wir wollen sie natürlich auch züchten“, sagt Klamt. Denn: Die Schildkrötenart, die ursprünglich aus dem Süden von Madagaskar stammt. Ist bedroht.
Zum einen, weil damit Geschäfte gemacht werden – 2018 habe seien innerhalb weniger Monate 18.000 der Tiere beschlagnahmt worden. „Dazu herrscht auf Madagaskar eine Hungersnot. Und natürlich isst man dann alles, was man findet.“ Darum müssen sich die Schildkröten nun keine Sorgen mehr machen, denn sie sind nach einer schrecklichen Reise jetzt – zum Glück – in guten Händen.
Florian Thalmann schreibt jeden Mittwoch im KURIER über Tiere.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com