Tänzer des Deutschen Fernsehballetts: Große Shows, legendäre Auftritte – aber leider ohne mich

60 Jahre gibt es das Deutsche Fernsehballett schon – tausende Mädchen wollten sein wie Emöke Pöstenyi. Doch statt Beine werfen lernte ich bloß den Ententanz.

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Das  Fernsehballett der DDR bei einem Auftritt 1986.
Das Fernsehballett der DDR bei einem Auftritt 1986.imago/Gueffroy

Das Deutsche Fernsehballett, am 1. April 1962 in Berlin-Adlershof gegründet, ist eine ganz besondere Show-Company – und die Damen mit den ellenlangen Beinen, Federboas und Glitzerfummel sind ziemlich sicher ein Grund dafür, dass ich als Fünfjährige bei Schmidt-Hutten in Pankow in der Tanzschule anheuerte. Dort, im Saal mit Stangen und Spiegeln  lernten wir zwar statt Beine werfen erstmal nur den Ententanz. Dennoch: meinen Idolen, den Tänzerinnen vom Fernsehballett war ich ein Stück näher gekommen.

Training für „Ein Kessel Buntes“

Wie damals Emöke Pöstenyi trainierte ich vor großen Spiegeln, trug Strumpfhose und Röckchen. Erst langsam aber wurde mir klar, dass für all den Glanz und Glamour, der auf dem TV-Bildschirm im Kessel Buntes so schwerelos und leichtfüßig aussah, wohl jede Menge Anstrengung, Schweiß und Tränen beim Training nötig waren.

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Tänzer des Fernsehballetts: Perfektion und Glamour

Fast 60 Jahre lang tanzten sich die Mitglieder des Fernsehbaletts durchs Fernsehen, 2020 endete dann die Fernseh-Ära. Ich hatte natürlich schon viel früher aufgegeben, den letzten Auftritt mit meiner Tanzgruppe absolvierte ich irgendwann kurz nach dem Mauerfall bei einem Nachbarschaftsfest auf dem Klausthaler Platz. Kies bohrte sich in unsere Schläppchen, es lief „The Power of Love“ von Huey Lewis & The News. An der vollendeten Perfektion, die die Balletteusen vom Fernsehballett auszeichnete, mussten wir noch arbeiten.

Diese Kostüme, diese Locken. Tänzerinnen des Fernsehballetts 1992.
Diese Kostüme, diese Locken. Tänzerinnen des Fernsehballetts 1992.imago/Gueffroy

DDR-Fernsehballett in den Shows von Carmen Nebel und Dieter Thomas Heck

In allen großen Fernsehshows war das Ensemble dabei: im „Kessel Buntes“, in der „Showkolade“ oder in den „Schlagern großer und kleiner Städte“. Zwei Solistinnen des Ensembles wurden in den 1970ern zu Stars in der DDR : Emöke Pöstenyi und Susan Baker. Über Jahrzehnte prägten sie das Ensemble.

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Und auch nach 1989 ging es weiter mit dem Fernsehballett – in den großen Shows von Carmen Nebel bis Dieter Thomas Heck.  „Wir sind nicht nur die Sahnehaube auf der Torte, sondern noch die Kirsche obendrauf“, sagten die Ensemble-Mitglieder mit Stolz.

Film über das Fernsehballett zum Jubiläum

Irgendwie witzig, dass 1992 ausgerechnet der MDR und die Katholische Kirche Deutschland die Compagnie übernahmen. Später kaufte TV-Produzent und Manager Peter Wolf die Truppe, die heute aus 32 Tänzern aus 18 Nationen besteht. Europaweit hat das Ensemble jährlich bis zu 180 Auftritte in großen Fernsehshows sowie bei Tourneen oder Gala-Events.

Die große Show der langen Beine. Carmen Nebel moderiert und das Deutsche Fernsehballett tanzt.
Die große Show der langen Beine. Carmen Nebel moderiert und das Deutsche Fernsehballett tanzt.ppw deutsches fernsehballett

An diesem Freitag zeigt das rbb Fernsehen um 20.15 Uhr den Film „Tanz und Träume – Das Deutsche Fernsehballett“. Darin erzählen Promis wie Dagmar Frederic, Wolfgang Lippert, Florian Silbereisen, Johannes B. Kerner und David Garrett ihre ganz persönlichen Ballettgeschichten. Die Ensemblemitglieder Maik Damboldt, Ophelia Vilarova, André Höhl, Carsten Rietschel und allen voran Emöke Pöstenyi blicken auf faszinierende Choreografien und künstlerische Höhepunkte zurück.

Stefanie Hildebrandt schreibt regelmäßig im KURIER über Berlins Kieze und den Osten.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com