Hitzewallung: eine Frau  in der Menopause fächert sich kühlende Luft zu. (Symbolfoto)
Hitzewallung: eine Frau in der Menopause fächert sich kühlende Luft zu. (Symbolfoto) Imago/Loop Images

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

dieses Thema geht wirklich Frauen und Männer gleichermaßen etwas an.

Wir saßen in unserer gemütlichen Frauenrunde, redeten über Wetter, Urlaub, Preise, Geburtstagsgeschenke, Pflaumenkuchen … bis Sylvia plötzlich puterrot wurde, die obersten Knöpfe der Bluse öffnete und sich Luft zufächelte. „Ich hab‘ diese Hitzewallungen so satt“, jammerte sie. Und plötzlich waren wir mitten im Gespräch über Schlafstörungen, Schweißausbrüche, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme – eben all die möglichen Beschwerden, die die Zeit begleiten, in der die Eierstöcke ihren Dienst quittieren und sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden.

Wechseljahre können mit vielerlei Beschwerden einhergehen

Betti bemerkte, dass sie diese Lebensphase sehr genossen habe. Den erstaunt blickenden Frauen erklärte sie, dass in dieser Zeit ihre Kinder aus dem Haus gingen und sie allein über ihr Zeitbudget, die Finanzen und das Badezimmer bestimmen konnte. „Und Verhütung ist kein Thema mehr“, steuerte die nächste der Frauen mit einem zufriedenen Lächeln bei.

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„Na ja, neulich im Meeting habe ich einfach gesagt, wie sehr mich diese Hitzewallungen plagen“, erzählte Sylvia offen. „Niemand hat gelacht oder eine blöde Bemerkung gemacht. Ganz im Gegenteil, ein paar meiner Kolleginnen – und nicht nur die älteren – lobten nach dem Meeting meinen Mut, das Thema anzusprechen.“ Mut? Ne, Mut ist es, die Alpen zu Fuß zu überqueren oder in einem eiskalten See zu schwimmen. Wir sprachen einfach über Dinge, die im natürlichen Lebensrhythmus in unserem Körper geschehen.

Über Dinge sprechen, die im natürlichen Lebensrhythmus geschehen

Und ich fragte mich, warum wir das in dieser Runde nicht schon längst und öfter getan haben, schließlich sind wir alle etwa in einem Alter. Ja, der Körper verändert sich. Aber wir sind Frauen, die das Leben genießen, sind attraktiv – jede auf ihre Weise. Wir haben nach den Wechseljahren viel mehr Lebenszeit vor uns als jede Generation zuvor. Denken wir einmal an unsere Großmütter und vergleichen die Fotos mit uns heute … Aber es ist nicht nur das Äußere. Wir Frauen über 50 wissen, was wir wollen, was uns wichtig ist, haben die Kraft und die Mittel vieles davon zu erreichen. Das nenne ich Lebenszufriedenheit.

Ein Tabu-Thema sind die Wechseljahre längst nicht mehr. Es gibt jede Menge Lesenswertes dazu, sensible Frauenärzte, die beraten und helfen, und Runden, in denen man offen mit diesem Thema umgehen kann. Auch mit den Männern, die wissen sollten, was in uns Frauen vorgeht. Genauso wie wir wissen sollten, dass es männliche Wechseljahre („Andropause“) gibt. Lassen Sie uns jede Phase unseres Lebens genießen,

rät Ihre

Sabine Stickforth

KURIER-Autorin Sabine Stickforth schreibt jeden Dienstag über das Leben über 50 in Berlin.
Anregungen an wirvonhier@berlinerverlag.com.